Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

136 Bronze — Hohe Gefäße 
erhalten und gehört in den eisernen Bestand 
chinesischer Tradition. Immer wieder sehen 
wir, wie die durch Zufall oder eine längst ver- 
gessene Bedeutung einmal eingeführte Dar- 
stellung zum Kanon wird und kein Künstler 
der letzten 2000 Jahre einen Wechsel wagt. 
Nur wird bei der Kopie der alten Stücke die 
ästhetische Durchführung dem jeweiligen Zeit- 
stile angepaßt. 
Weniger ungewöhnlich in der Form als 
in der Zweckbestimmung ist eine bauchige 
Pfeilvase mit geradem, hohem Halse, 
dem zwei nicht wagerecht, sondern senkrecht 
stehende Ringe an seinen beiden Seiten an- 
gegossen sind. Auch diese Form hat sich bis 
in die moderne Zeit erhalten. Alte Geschichts- 
bücher erzählen, daß die Vase beim Pfeil- 
spielt) verwendet wurde. Im Kaiserschatz- 
hause Shosoin zu Nara ist aus der Mitte des 
8. Jahrhunderts eine derartige Vase. erhalten 
(Abb. 218), die auch tatsächlich Pfeile enthält. 
An Stelle der scharfen Spitze sind dem harm- 
losen Zwecke entsprechend runde Kuseln an- 
gebracht. Der Zufall ließ mich auf einem 
Wandschirm des 18. Jahrhunderts die gleiche 
  
Abb. 218 „Pfeilvase“, hohe Form mit : : - 
seitlichen Röhrenansätzen, zum Auf- 
fangen von Pfeilen; gefiederte Pfeile, 
Kaiserl. Sammlung im Shosoin, Nara, 
8. Jahrhundert 
(Aus: Toyei Shuko, Bd.IV) 
Abb. 219 Hohe „Pfeilvasen“ mit Ringansätzen zum Pfeilspiel, 
Bronze, mit Reliefs, Sammlung Laufer, Chieago, Mingzeit, 
1368—1644 
(Originalaufnahme Franke, Berlin) 
!) Himley, Chinesische Spiele, T’ung Pao. 
 
	        
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