Realistischer Pflanzenstil 145
Abb. 241 Räuchergefäß in Gestalt einer Melone auf Abb. 242 Teekessel, Zinn, Arti-
drei Füßen mit seitlichen Henkeln, Deckel in Gestalt schockenform mit hohem Bügel
von Pflanzenranken, Bronze, vergoldet. Sammlung undAusguß, Untersatz, Sammlung
Knuth, Tsinanfu, Sungzeit, 960—1280 Knuth, Tsinanfu, modern
(Originalaufnahme) (Originalaufnahme)
bis Europa, waren. Andererseits kommt diese ganz unchinesische Aus- [|
führung gerade auf Töpfereien, und zwar auch besonders häufig auf den
roten Tonarbeiten vor, die sehr wahrscheinlich der römischen Terra sigillata
nachgebildet wurden (8.264). Diese Beobachtungen lassen es nicht unwahrschein-
lich erscheinen, daß der griechisch-
römische Stil die reife Kunst der rea-
listischen Pflanzendarstellung in Voll-
plastik nach dem Osten gebracht hat.
Allerdings dürfte es kein Zufall
sein, daß die naturalistische Auffassung
gerade in der Sungzeit, als die gleich-
zeitige Malkunst ganz ähnliche Ten-
denzen verfolgte, besonders beliebt
wurde. Auch ging infolge des male-
rischen Sehens das Verständnis für die
strengen archaistischen Formen ver-
loren, und die leicht gebogenen, mehr
eleganten Ausführungen wurden be-
vorzugt.
Naturgemäß wurde das Objekt
der Darstellung dem Zeitgeschmacke
angepaßt. Die geschmeidigen Linien
der Pflanzenwelt mit ihren biegsamen
Stengeln und Blättern kamen dem
neuen Geiste am besten entgegen.
Die Natur gab das Vorbild für den
Reichtum der Variationen, aber auch
für die einfache und klare Zweck-
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form. Eine Überwucherung mit Abh 249 beuchler Beonre.
Pflanzenmotiven (Abb 247) ist im a Reiher mit Pflanze im Schnabel % Lotosblatt-
1 : manschette mit Stengeln auf Dreifuß.
Mittelalter noch unbekannt. Sammlung Knuth, Tsinanfu, Mingstil, 1368-1644
(Originalaufnahme)
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Münsterberg, Chinesische Kunstgeschichte II