Ornamente — Moderner Stil 149:
durchbrochenen Sätteln steigt der Dampf des
Räucherwerkes, das im hohlen Bauch verbrannt
wird, empor. Die Ausführung ist technisch in
mancher Beziehung kunstvoller als in der Antike,
aber die Wirkung kleinlicher und mehr gekünstelt.
Genau die gleichartige Umarbeitung zeigt die
Ausführung einer großen Vase (Abb. 253), die
technisch als ein Meisterwerk dieses Stiles angesehen
werden kann. Die zierlichen Reliefs, mit Silber aus-
gelegt, erhöhen die Farbwirkung auf dem dunklen
Bronzeuntergrund. Eine saubere, feine Arbeit, der.
nur die wuchtige Wirkung antiker Kultgefäße fehlt.
Die Entwicklung des Opfergefäßes (Ting) zum
Räuchergefäß der Sungzeit haben wir bereits
kennen gelernt. Desgleichen die weitere Auflösung
der geschlossenen Form in der Mingzeit zu einem
koketten Liniengefüge, das den Zweck kaum noch
erkennen läßt. Eine weitere Umgestaltung wurde
in der Mandschuzeit durchgeführt (Abb. 254). Die ee re a
Urne tritt völlig zurück vor dem reich aus- einlage, Musde Cernuschi, Paris, Stil
gestalteten Deckel, der in Form und Linie die (Oil Aalen mahne)
Gesamtwirkung beherrscht. Als Henkel klettern
zwei Löwen in naturalistischer Lebendigkeit auf
den Deckel, der aus Pflanzenblättern gebildet wird, während ein drittes Tier schon
I den Gipfel erreicht hat und mit hoch in die Luft gerecktem Kopfe sein Siegeslied
\ anzustimmen scheint. Die Figuren sind voller Leben. Das sind nicht mehr
stilisierte, symbolische Phantasiegestalten, sondern nach der Natur studierte
Hundekörper. Es ist das Produkt einer neuen Zeit, ein kunstreiches Luxusstück
des reichen Hauses zur Bewunderung der
Technik, kein heiliges Gefäß, um zum ernsten
Opfer verwendet zu werden. Mit dem Geist
der Zeit hatte sich auch der Kunstgeschmack
verändert.
Alle kennengelernten verschiedenen Stile
und Formen sind bis auf den heutigen Tag
in Übung (Abb. 255). In unzähligen Variationen
sind sie in den 2000-3000 Jahren, seit ihrer
Entstehung, in guter und schlechter Ausführung
immer und immer wiederholt. Viele Bronzen
sind verkommen, viele in kriegerischen Zeiten
und bei Hungersnot eingeschmolzen, aber un-
endliche Massen füllen die Wohnungen der
Chinesen und Europäer.
Wirklich gute Stücke in Qualität und
Form sind selten auf der ganzen Welt, be-
sonders von vorchristlichen Stücken sind nur
noch sehr wenige auffindbar. Wie ich schon
a ; früher sagte (Bd. I, 8. 70), gehört die Be-
en a en onen un. hauptung, da noch „si ul. m
Fratze, Löwen als seitliche Griffe, Deckel handen sind. in das Reich der Fabel. Nach
mit Blattmotiv und sitzendem Löwen (später 5 2 2 RE a:
hinzugefügt), Sammlung Knuth, Tsinanfu Europa sind nur vereinzelt Originale zufällig
schuzeit, 19. Jahrhundert . :
ame). R verschlagen, und die geringe Zahl in Japan