Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
Moderner Stil — Glocken 151 
Verbindung ein, aber jede künstliche Schicht ist mit Ammoniak lösbar und 
läßt das blanke, unverletzte Metall zum Vorschein kommen. 
Dann kommt die Behandlung des Reliefs in Frage. Die alten Meister 
arbeiteten die Gußform so aus, daß die Gußhaut am fertigen Stücke unberührt 
bleiben konnte. In neuerer Zeit wird vielfach nachgraviert und nachziseliert, 
wodurch mancher verbesserte Effekt erzielt werden kann, aber die natürliche 
Gußhaut verloren geht. Ferner sind bei guten Stücken die Ornamente sauber 
der Fläche angepaßt, während bei handwerksmäßigen Arbeiten die Muster der 
Vorlagebücher zurechtgeschnitten oder Reliefbänder mit gravierten Rollen ge- 
preßt werden, ohne Rücksicht, ob die Muster an den Kanten auskommen. 
Am einfachsten und sichersten ist die Stilkritik an dem Liniengefüge des ganzen 
Stückes. Wenn wir die ganze Reihe der Typen der modernen Kollektion (Abb. 255) 
durchsehen und jede einzelne Form mit seinem Vorbilde von vor Jahrhunderten 
zum Beispiel im Konfuziustempel (Abb. 151) vergleichen, so werden wir am besten 
den Unterschied zwischen den Werken der Meister und ihren Nachahmern erkennen. 
Das Wort kann nur hinweisen, aber das lebendige Auge muß durch selbständiges 
Erleben den Unterschied verstehen lernen. 
Klanggeräte 
Glocken — Klangplatten 
Die chinesischen Annalen erwähnen das Vorhandensein von Metallglocken schon 
aus ältester Zeit, aber wir besitzen keine Nachricht über Gestalt und Verzierung. 
Wir können annehmen, daß die ältesten Formen, die sich erhalten haben, schon 
bei dem Beginn der Bronzezeit erfunden und Zeitgenossen der Bronzegefäße aus 
der Shangzeit, also aus dem 2. Jahrtausend 
v. Chr., waren. In den ernsten Zeiten der 
Kriege und Revolutionen sind auch sie wie 
die Kultgeräte eingeschmolzen worden. Zahl- 
reiche Glöckchen von Handgröße bis zur 
kleinsten runden Schelle wurden als Tempel- 
geräte und Zierstücke (Abb. 256) gegossen. 
Die Glocke (Chung) der alten Zeit (Abb. 
257) hatte einen geraden Mantel, dessen unterer 
Rand häufig gewölbt war. Reliefornamente 
in dem bekannten archaistischen Stile und In- 
schriften kommen sehr häufig vor. Die Glocken 
   
Abb. 257 Glocke (Chung), Mantel in gerad- 
seitiger Form, unten ausgebuchtet, mit 
Abb. 256 Kleine Glöckehen, Bronze, flache ovale antikem Ornament in Relief und Buckeln 
Form mit Öse und schrägen Seiten, unten aus- zur Klangregulierung nach chinesischer 
gebuchtet, Linearornamente in Relief, Sammlung Zeichnung, Cnoustil, lange Insehrift, der zu- 
Knuth, Tsinanfu, Choustil folge Herstellung vor 667 v. Chr. 
(Originalaufnahme) (Aus: Bushell, Chinese art, Bd. I) 
 
	        
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