Glockengeld — Glockenorchester 153
Klangglocken im Gebrauch, sondern wurden auch als
eine Handelsform des Metalles, gleichsam als Geld,
hergestellt.!) Hieraus ist es zu erklären, daß, aller-
dings in einer nicht sicher bestimmten Zeit, Glocken-
münzen (Abb. 362) aufkamen (s. 8. 155 u. 215). ?)
Ungewöhnlich ist eine Glockenform (Jun)
(Abb. 259), die einer Vase mit Deckel nachgeformt
ist. Dem skythischen Vorbilde entspricht der Vier-
füßlerhenkel, der ausschließlich bei dieser Vasen-
form vorkommt, während sonst Drachen den
Glockenhänger bilden (Abb. 261—264).
Ein Glockenorchester (Bien Chung —
Glockengruppe) ist an der heiligen Stelle des
Konfuziustempels erhalten (Abb. 265), das kleinere
Glocken gleicher Größe enthält. Die ruhenden
Löwen, als Träger des Glockengestelles, erinnern-
an westliche Formen.
Eine sehr eigenartige Verzierung besteht in
Reihen von mitgegossenen Buckeln, die stachelartig
rechtwinklig zur Fläche herausstehen (Abb. 257,
258, 260). Es gibt Schlaginstrumente der Neger,
bei denen der Ton durch aufgeklebte Wachs-
Abb. 264 Glocke (Chung) in gewölbter ve e : : a e
Form, Hänger in Drachengestat, Kügelchen abgestimmt wird. Die gleiche Idee liegt
Bandverzierung mit Pflanzenorna- : :
menten in Relief, Klangregulier- der chinesischen
buckel als Ornament. Reliefscheibe Form zusrunde, in-
zum Anschlagen des außen hängenden = %
Holzklöppels, Bronze, japanischer dem man durch Ab-
(ansehen feilen der Buckel
kwansho roku, 1906) den Klang regulieren
konnte. Hierauf hat
schon Wang Fu, der
Verfasser des Pokutulu, hingewiesen.?) Solche Ab-
stimmungen waren nötig in jener frühen Zeit, in der
die Musik mit Glocken noch als Hauptkunst gepflegt
wurde. In der späteren Zeit hat die Glocke ihre Be-
deutung als Musikinstrument sehr eingebüßt, während
gleichzeitig die Gußtechnik sich verbesserte. Trotz-
dem blieben die einmal eingeführten Buckeldekora-
tionen beibehalten, schrumpften aber zum zwecklosen
ÖOrnament zusammen (Abb. 264), das auch auf Opfer-
sefäßen und Spiegeln angebracht wurde.
Der gerade Mantel der Chouzeit (Abb. 256, 257, — :
260) wurde später (Abb. 258, 261—264) dem Zeitstile App. 265 Musikinstrument (Bien
der gebogenen Linie entsprechend gewölbt oder leicht Anay 1 hr eiroiton in er
gebuchtet ausgeführt. Moderne Forschungen haben formen geschnitzt, auf Löwenfüßen,
2 . : . . . . im Konfuziustempel zu Küfu
gezeigt, daß gewisse antike Musik mit der griechischen _ (Originalaufnahme Fischer-Köln)
1) Verwendung von Geldglocken in Japan, vgl. Münsterberg, Japanische Kunst-
geschichte, Bd. II, S. 134.
2) Olto Rose, Chinesische Münzen, Tsingtau 1909, S. 8: „Das große chinesische
Münzwerk Gu Tsüan Hui führt noch keine glockenähnlichen Gebilde auf.“
3) Hirth, Chinese metallic mirrors, Boas Anniversary Volume, New-York 1906,
S. 208, 256.