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154 Bronze — Klanggeräte
oroße Ähnlichkeiten aufweist, und auch die Formen verschiedener Instrumente (s. Lack-
arbeiten) sind gewandert. Jedenfalls ist der künstlerische Stil der Glocke rein chinesisch.
Große Tempel- und Palastglocken wurden in gewaltigen Dimensionen gegossen.
So berichtet eine alte Historie, daß unter Dschen-Ding-Wang (468—440 v. Chr.)
der Feldherr Hsün Yao eine riesige Glocke gießen ließ, die auf zwei Wagen auf-
geladen werden mußte. Er spielte sie den Feinden in die Hände, die, erfreut über die
kostbare Beute, sofort den Transport in ihre Heimat begannen. Aber die schlechten
Wesverhältnisse zwangen zum Bau von Brücken, zum Ausfüllen der Gräben und zum
Öffnen der Grenzen. Das war es gerade, worauf der schlaue Hsün Yao gewartet hatte.
Seine Feinde ebneten ihm den Weg, auf dem er bequem nachdrängen und siegen konnte.
Die älteren Arbeiten zeigen eine weich verlaufende Ausführung der Reliefver-
zierung. Die großzügige Form tritt kräftig hervor und die Ornamente sind ein
völlig zurücktretender Schmuck der Mantelfläche. Dagegen läßt die stark betonte
Ausarbeitung der Einzelheiten, die
scharf gravierte Durchführung des
Reliefs und die unharmonische
Silhouette (Abb. 258, 260) den
moderneren Guß nach alten Vor-
bildern erkennen. Die Glocken von
Meterhöhe sowohl wie die hand-
großen Glöckchen haben oben an
der Glockenhaube ein oder mehrere
Schallöcher in runder Form. Gleiche
Öffnungen (Foramina) finden sich
bei den sogenannten Theophilus-
glocken des Mittelalters in Europa.
Neben den großen und kleinen
Rundglocken gibt es auch Klang-
platten (Tsing) im Bronzeguß
(Abb. 266). Ursprünglich waren es
tönende Platten aus hartem Stein,
aber im Pokutulu werden bereits
Abb. 266 Klangplatten (Tsing) aus Metall in geschweifter . -
Form, a mit Rankenornament, b in Chrysanthemum- vier Klansplatten aus Metall ab-
form, angeblich vom Prinzen Shotoku (572—621), in schı nen ner or
seinem „Traum“-Palast in Japan gebraucht, vielleicht gebildet. Da sie als \ orbild für
Tangzeit gewisse Münzsorten (Abb. 358) vor-
Aus: Chihayua, Yamata-no-hikari, 1895) onmen so msn sie aohr ach
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in Gebrauch gewesen sein und sind
vielleicht älter als die Rundglocken. Da antike Stücke in China bisher nicht bekannt
geworden sind, so wählte ich einige Muster, die in Japan seit dem 7. Jahrhundert
aufbewahrt sein sollen und sicher chinesischen Stil zeigen, wenn sie vielleicht auch
nicht auf dem Festlande gegossen wurden. Aus späterer Zeit sind sowohl in China
als auch in Japan und in den europäischen Museen zahlreiche Klangplatten vor-
handen, die aber stilistisch und künstlerisch von geringerem Interesse sind.
Über die Verwendung dieser verschiedenen Klanggeräte, allerdings nicht zum
harmonischen Akkorde, sondern zum bedeutungsvollen Aufruf des Kaisers, berichten
uns chinesische Schriftsteller: !) „In der Regierungszeit des Kaisers Yü (2205—2197
v. Chr.) wurden eine Trommel, eine Glocke, eine tönende Platte und eine Art Kuh-
glocke aufgehängt und eine Klapper bereit gelegt.“ Der Kaiser ließ verkünden:
„Wer mir den Weg lehren kann, den jedermann einschlagen muß, der schlage die
Trommel. Wer mir Gerechtigkeit lehren kann, der läute die Glocke. Wer mir Tat-
1) Florenz, Nihongi: Japanische Annalen, 8.106. Nach dem chinesischen Werke
Hai-nan-tsze,
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