156 Bronze — Klanggeräte
Kultur eingeführte Metallform in diesen Funden zu erblicken. Diese Zufuhr kann
nur aus dem bronzereichen Süden Chinas gekommen sein, und die Form muß daher
aus einer Zeit stammen, bevor die Nordchinesen ihren siegreichen Zug nach dem
Siiden unternommen und die südlichen Stile beeinflußt hatten (Bd. I, 8. 94).
Die gefundenen Stücke selbst können natürlich viel später im alten Stile nach-
gegossen sein, aber die Form des geraden Mantels, mit seiner linearen Verzierung,
und der breite Kamm, der um die Glocke senkrecht herumläuft, ist so unchinesisch,
daß diese Ausführung vor der nordchinesischen Invasion erfunden gewesen sein
muß. Wir lernen somit einen südchinesischen Barbarenstil für Glocken kennen, der
auch nach China drang und in den alten chinesischen Bronzebüchern abgebildet ist.
Abb. 268 Trommel, Oberansicht, zwölfzackiger Stern und Verzierungen in Kreiszonen, lineare Ornamentik
und zwölf Tiere in Relief, Bronze, mit vier seitlichen Henkeln, in denen Seidensehnüre zum Tragen.
Südehinesischer Stil, 1. Jahrtausend
(Aus: Teishitsu hakubutsukwan kwansho roku, 1906)
Dem gleichen Stile der südlichen, früher unabhängigen Völker Chinas, der Miautze,
Lolos oder Manvölker, gehören die Bronzetrommeln an, auf deren historische Be-
deutung und Eigenart in Stil und Ornamentik ich bereits ausführlich (Bd. I, S. 95 bis
97) eingegangen bin,!) so daß ich mich hier mit. einem Hinweis begnügen kann.
Charakteristisch (Abb. 267—269, Bd. I, Abb. 76) ist die Ornamentik, die von der
bisher kennen gelernten archaistischen Kunst Chinas völlig abweicht. Die Einteilung
der Oberfläche in Kreiszonen mit dem Stern in der Mitte, die aufgesetzten kleinen
Tiere besonders, der sonst in Nordasien nicht angewendete Frosch (Abb. 267,269, a,b, c),
!) Die sehr umfangreiche europäische Literatur ist Bd. I, S. 95 in Anmerkung 3
aufgeführt. — Besonders interessante Stücke abgebildet bei Chavannes, Mission arch&o-
logique dans la Chine septentrionale. 1910.