Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
1:66 Bronze — Spiegel 
ornamente (Abb. 274,4), die auch auf gleichzeitigen Stofimustern und Lacken 
vorkommen, sind unter persischem Einfluß entstanden. 
Sehr reich ist ein Spiegel mit Silbereinlage und teilweiser Vergoldung (Abb. 276), 
der in dem äußeren Rande chinesische Schriftzeichen, im Mittelrande eine sehr gut 
ausgearbeitete Ranke und im inneren Teile eine Landschaft nach einem Gemälde 
mit Figuren und Tieren enthält, bei dem die Wellen rein malerisch über den 
Knopf hinweg graviert 
sind. Nur die Anfüllung 
der im Bilde freien Luft- 
stellen mit Vögeln und 
Wolkenornamenten _be- 
wahrt eine Erinnerung 
an ältere Zeiten. Der 
Horror vacui antiker Re- 
liefverzierung ist noch 
nachwirkend. 
Die in Japan befind- 
lichen Spiegel haben alle 
einereiche, elegante Deko- 
rierung mit den verschie- 
densten Motiven gemein- 
sam, aber es fehlt die 
Menschendarstellung 
als Einzelfigur. Für diese 
Art ist ein Spiegel maß- 
gebend, der in Sibirien 
zerbrochen ausgegraben 
wurde (Abb. 277). In 
sehr geschmackvoller An- 
passung an die Fläche ist 
Konfuzius dargestellt. 
Wenn nicht der Zu- 
fall diesen Spiegel hätte 
finden lassen, so würden 
wir kaum wissen, daß der- 
artige Ausführungen in so 
früher Zeit überhaupt ge- 
macht worden sind. Un- 
  
Abb. 276 Teil eines achtseitigen Spiegels, ausgebuchteter Rand und 
Knopf für Schnur, Bronze, mit dünnem Silberbelag, Relief auf ge- 
körntem Fischrogengrund, teilweise vergoldet, Wasser mit Felsen, sere einseitiee Informie- 
Drachen, Tieren, Vögeln und Mandoline (Bira) spielender Frau und SE 
Flöte blasendem Mann, außen: Blumenranke und Schriftzeichen, Kaiser- rung durch die in Japan 
liche Sammlung im Shosoin, Nara, Japan, 8. Jahrhundert 
(As Kokk, Yond) erhaltenen Stücke zeigt 
uns nur die Arbeiten eines 
ganz bestimmten Geschmackes, der dem damaligen Luxus des japanischen Kaiser- 
hauses entsprach. Es ist eine glänzende und prunkvolle Dekorierung in meisterhafter 
Technik, aber es sind alles Motive allgemeinen Inhaltes, verbunden mit einer Über- 
ladung von Mustern. Demgegenüber wirkt der sibirische Spiegel einfacher und per- 
sönlicher. Es ist sicher anzunehmen, daß in China Spiegel mit Schriftzeichen und 
Personen der Geschichte, also mit Motiven des einheimischen Milieus viel mehr oder 
mindestens ebenso geschätzt wurden, als die etwas protzenhaft wirkende, für Japan 
gefertigte Exportarbeit. In der Hanzeit war die Überfüllung mit Mustern durch den 
Stil der Zeit bedingt. Später wurden die alten Stücke gesammelt und nachgeformt 
(Abb. 271), aber der Tangzeit entsprechend mehr malerisch ausgearbeitet. 
 
	        
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