Vasen — Flaschen 179
Westliche Einflüsse
Mittelasiatischer Mischstil — Indischer Stil — Hellenistisch-buddhistischer
Stil — Mischstil der Tangzeit
Im vollen Gegensatz zu den bisher kennen gelernten, etwas massigen und ge-
drungenen Formen der archaistischen Ausführung steht eine Reihe von Gefäßen,
die noch der vorchristlichen Zeit zugeschrieben werden, aber einen ganz anderen
Stil erkennen lassen. Auch handelt es sich nicht mehr nur um Opfergefäße und
sonstige heilige Kultgeräte, sondern auch um Vasen und Flaschen, deren Formen-
sprache bis in die neueste Zeit neben dem archaistischen Kultstile gepflegt wurde.
Die Formen finden ihre Gleichnisse in Indien und. Persien und ich reihe sie daher
dem mittelasiatischen Mischstile ein, dessen Einfluß in der Hanzeit, vielleicht
schon mit dem Beginn der neuen Reformen begann (Bd. I, 8.65).
Die graziösen und schlanken Flaschen und Vasen (Abb. 299) zeigen
sowohl in der Silhouette des schlanken langen Halses, als auch in der Buchtung
des Gefäßkörpers eine mehr sensitive Hand, als sie der Former der alten wuchtigen
Bronzekessel besaß. Neu ist auch die Riefelung und vielfache Buchtung. Die
trompetenförmige Ausgestaltung des oberen Randes wird. wie die Blätter an der
geöffneten Blüte zu einzelnen schmalen Streifen aufgelöst (a). Andererseits
werden nach dem Vorbilde der Blütenknospe die Ränder nach innen gebogen und
ebenfalls gebuchtet (b).
Eine elegante Vollendung ist die Flasche mit Ausguß (ec), bei der der
Gießmund auf die Schulter des Flaschen-
körpers aufgesetzt ist (Abb. 298). Der-
artige Fläschchen finden sich bei Skulp-
turen und Gemälden in den Händen
buddhistischer Heiligen (Bd. I, Abb. 129).
Mit dem Kultbild zusammen dürfte die
Form gewandert sein.
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| I 4 S
\
Ne / ns I
/ Z \ | Abb. 300 Gefäß für
DL \ / Flüssigkeit mit Deckel,
ER i itliche Ösen
EN, \ / zwei seitliche
A S \ / für Schnur zum Auf-
LH ne a \ / hängen, unten vorn
u une / dritte Öse, schlanke,
nn v „ leicht gebuchtete Forn,
Abb. 298 Flasche mit b ae patinierte Bronze, mit
seitlichem Ausguß in a Inschrift: „Gon machte
Form eines Menschen- kostbares Gefäß (yih)*,
gesichts, hoher Hals, Abb.299 Gefäße in eleganter Form, Bronze. a Bauch 1. Jahrtausend n. Chr.
weißes Kupfer, Kaiser], und Rand gebuchtet, b Flasche mit gebuckeltem (Aus: Teishitsu haku-
Sammlung in Shosoin, Ausguß, ce langer Hals mit Ausguß auf Schulter, butsukwan kwansho
Nara, 8. Jahrhundert antiker Stil roku, 1906)
(Aus: ToyeiShuko, Bd,V) (Aus: Seishin Kokkan) Text s. S. 180