Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
198 Bronze — Waffen 
sechs Dynastien (221—58]1) stattgefunden haben kann. Das zweischneidige kurze 
Stichschwert brauchte keinen Handschutz, als aber der eiserne, einschneidige Hieb- 
säbel aufkam, machte sich als Schutz eine Parierstange notwendig. 
Durch Zufall habe ich ein modernes Schwert (Abb. 335) der Tanguten aus 
Nordtibet ') kennen gelernt, das charakteristische Merkmale des Bw Dolmen- 
schwertes und des chinesischen Säbels auf den Steinreliefs aufweist, Nur ist die 
Klinge leicht gebogen, aber eine derartige Abweichung kann in einer tausendjährigen 
Gebrauchszeit wohl entstehen und kommt im 7. Jahrhundert auch in Japan auf. 
Die wesentlichen Momente, die einschneidige, spitze Klinge, der lange Handgriff 
mit großer Abschlußöse und Faustschnur, stimmen mit den chinesischen Relief- 
zeichnungen vollkommen überein, und die ovale oder runde Stichblattscheibe ent- 
spricht der Zeichnung im Pokutulu und der japanischen Ausführung. 
Hieraus ergibt sich, daß diese Stichblattform in der Eisenzeit bei Hiebwaffen 
in weiten zusammenhängenden Gebieten Asiens verbreitet war. 
  
Abb. 335 Einschneidiges Eisensehwert mit breitem Stichblatt, Griff mit Öse, Sammlung Filchner, Waffe der 
Kukunor Tanguten, Nordtibet 
(Aus: Filehner, Das Rätsel des Matschu) 
Die Bogen haben keine besondere künstlerische Ausschmückung erhalten. 
Im Chouli werden sechserlei Bogen und achterlei Pfeilsorten erwähnt, doch sind die 
Unterschiede nur waffentechnischer Art. Die Pfeilspitzen zeigen eine reiche 
Abwechslung der Form. Zahlreiche Formen sind aus Japan bekannt, und da 
ganz ähnliche in Sibirien ?) vorkommen, so können wir auch hier annehmen, daß in 
der Bronze- und in der frühen Eisenzeit gemeinsame Formen für ganz Ostasien 
galten. Die Ausarbeitung der Spitze ist bald breit spatenförmig mit gerader und 
gewölbter Schneidefläche, bald oval oder breit flunderförmig, spitz und dreiflügelig 
in den verschiedensten Ausführungen. Besonders interessant ist die Form mit 
drei Flügeln, die auch aus Persien und gewissen Gegenden Europas bekannt 
ist. Am eigenartigsten sind die gegabelten Spitzen zum Schießen der Vögel im 
Fluge. Bei durchbrochenen, breiten Pfeilspitzen finden wir auf den Seitenblättern 
rechts und links von der verstärkten Mittelrippe runde Löcher einfach oder 
dreifach angeordnet, und herzförmige Ausschnitte. Diese letzteren waren in 
Japan sehr beliebt und dort japanisch umgedeutet als Kirschblütenblatt oder Auge 
des Bären. Immer wieder kann festgestellt werden, daß gerade die Formen, denen in 
einem Lande eine symbolische Bedeutung beigelegt wird, vom Auslande übertragen 
waren. Nicht wird die Form erfunden zur Symbolisierung einer Idee, sondern die 
fremde Form wird als Mode mechanisch übernommen und später erst verschieden- 
artig gedeutet. Wann diese Formen aufkamen, ist nicht feststellbar, aber jeden- 
falls sind in der Hanzeit schon sehr elegante und eigenartige Ausführungen vor- 
handen. 
Die Chinesen gelten als die Erfinder der Armbrust. Im Chouli wird sie 
bereits dem 12. Jahrhundert v. Chr., also der vorhomerischen Zeit, zugeschrieben. Aber 
über die Echtheit dieses angeblich im Beginn der Chouzeit, also im 12. Jahrhundert 
v.Chr., verfaßten Werkes wird seit Jahrhunderten gestritten. Sicher ist nur, daß 
1) Filchner, Das Rätsel des Matschu, 1907, Taf. 53. 
2) Martin, Sibirica, Stockholm 1897, Taf. 27—34 mit vielen hundert Abbildungen. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.