Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
900 Bronze — Waffen 
aufweisen. Ein Stück trägt die Datierung von 124 n. Chr., während ein 
anderes (e) reich mit Silbereinlagen in einem eigenartigen Stile verziert ist und 
wohl erst der jüngeren Han- oder Tangzeit angehören dürfte. Die Rille für die 
Pfeile, an der der Bogen mit der Sehne befestigt war, sowie der Schaft waren aus 
Holz (Abb. 328, c) und sind daher nicht erhalten. Die Konstruktion des Metallschlosses 
ist schr merkwürdig. Es sind (A) stets zwei Zähne zum Festhalten der gespannten 
Sehne in einem Stück mit dem Handgriff (b) gegossen. Durch Aufrichten desselben 
gehen die Zähne (b 1 c!) hoch und werden in dieser Stellung durch die Stütze (ec) 
gehalten, die wiederum durch einen Einschnitt im Hebel (a) festgehalten wird. 
Sobald der letztere Hebel zurückgezogen wird (B), löst sich die Stütze (e), 
und die Zähne werden 
durch die sich befreiende 
Sehne herabgedrückt, wo- 
bei zwangsweise der Grift 
(b) sich nach vorne neigt. 
Daneben werden auch 
Bogenmaschinen aus der 
Zeit um 350 v. Chr.) 
erwähnt, aber jede ge- 
nauereBeschreibungfehlt. 
Um die Eigenart der 
ostasiatischen Technik zu 
beweisen, sei ein Vergleich 
  
Abb. 337 Skizzen von römischer Armbrust (manuballista?) mit Köcher, mit den gleichzeitigen 
nach römischem Steinrelief, a auf Grabmalsäule, gefunden 1831 bei Krieosmaschinen Euro- 
Polignac sur Loire, jetzt im Museum zu Puy, b von einem Fries, aus- O 
gegraben nahe bei Puy pas gestattet. 
Aus: Demmin, Die Kriegswaff in ihrer historischen Entwieklung N: i 
(Aus emmin, Die Kriegswaffen in ih isc ung Die :Schleuderwallen 
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 1886, 2.. Aufl.) 
der alten Römer beruhten 
auf der Torsionskraft der 
zusammengedrehten Nervenbündel aus elastischen Roßhaaren oder ähnlichen Stoffen. 
Dagegen ist die Anwendung der Elastizität des Bogens als treibende Kraft bei Ge- 
schützmaschinen zwar von den Griechen (Gastraphetes genannt), aber nicht von den 
Römern ausgeübt. Armbrüste und auf dem gleichen Prinzip gebaute Maschinen 
sind in Europa erst im Mittelalter nach orientalischen Vorbildern angefertigt worden, 
während dann die Ausnutzung der Torsionskraft vergessen wurde. Einzelne Forscher 
gingen daher so weit, das Prinzip aufzustellen, daß für das Altertum die ausschließ- 
liche Anwendung der Torsionskraft charakteristisch ist und die Römer die Bogen- 
spannung überhaupt nicht gekannt haben. Hiergegen sprechen aber einzelne ın 
Puy gefundene römische Grabsteine (Abb. 337), die ganz deutlich Armbrüste er- 
kennen lassen. An Hand dieser Steinreliefs können wir auch die bei römischen 
Schriftstellern vorkommende, nicht genauer erklärte Bezeichnung von arcuballısta 
und manuballista als Armbrust übersetzen. Immerhin bleibt es auffallend, daß 
bisher nur auf den ziemlich späten Steinen in Puy sich Abbildungen gefunden 
haben und sonst nirgends. Die Konstruktion ist von der chinesischen abweichend. 
1) Große chinesische Enzyklopädie, Abt. VII F, Heft 283/84. Im Rikto, Kriegsbuch 
aus der Zeit von etwa 350 v. Chr. wird erwähnt, daß die Bogenmaschinen bei der Armee 
auf der rechten Seite stehen sollen, aber jede weitere Beschreibung fehlt. Im Buche 
Ke kai-kis shi, dessen Verfasser 1193 gestorben ist, wird gesagt, daß ähnliche Bogen- 
maschinen, aber kleiner, auch von West- und Südbarbaren verwendet werden, sie sehen 
so aus wie Maschinen, die in China von Jägern gebraucht werden. In der Enzyklopädie 
sind auch Abbildungen solcher Bogenmaschinen gegeben, aber dieselben stammen erst 
aus der Zeit des Druckes, um 1621. 
 
	        
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