Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
216 Bronze — Münzen 
wesen sind und stets geschätzt blieben. Mehrere hundert Arten sind noch heute er- 
halten. Die ältesten Formen sind in Schneide, Spitze und Rücken den Gebrauchs- 
messern sehr ähnlich. Aber bald wurden jene dünnen Sorten gegossen, die zur 
Verstärkung ringsherum, selbst an der Schneide, einen erhöhten Rand erhielten (a, b), 
Außer an der Form, Patina, Schrift und Reliefausführung erkennt man die Echt- 
heit am sichersten an einer federnden Elastizität. Es gibt jedoch auch Stücke, die 
nach Patina und Technik tausend Jahre und mehr alt sein können und doch einen 
dicken Guß aufweisen; hierbei dürfte es sich um Nachformungen aus dem Mittel- 
alter handeln. Doch kann auch die Biegsamkeit 
täuschen; von den dünnen Spatenmünzen gibt es 
moderne, ganz biegsame Fälschungen, die nicht aus 
Bronze gegossen, sondern aus Kupferblech gepreßt 
sind; die hohle Tülle pflegt bei diesen modernen 
Nachahmungen mit Masse ausgefüllt zu sein, und 
die Farbe der künstlichen Patina ist giftig grün. 
Im Gegensatz zu den oben erwähnten ältesten 
Münzen führen die Messermünzen stets Schriftzeichen, 
die die Münzstätte oder den Wert des Geldes an- 
geben. Im wesentlichen lassen sich in der Chouzeit 
zwei Typen der Messermünze unterscheiden. Eine 
größere Form mit Spitze an der Schneide (a—c), die 
vielleicht die ältere war, und eine kleinere mit ge- 
radem Abschluß (d, e) in dünnerem Guß. Beiden 
Arten gemeinsam ist der eigenartige Knick, der Grifi 
und Schneide in stumpfem Winkel nach innen biegt, 
und die runde Öse als Abschluß. Die Form entspricht 
dem skythischen Messer Nordasiens (Bd. I, 8, 38, 
Abb. 19) und dürfte einst ein weites Verbreitungs- 
gebiet gehabt haben. 
Zwei ganz eigenartige Bronzeformen wurden 
ebenfalls als Zahlungsmittel verwendet. Die im 
Chinesischen Lotoswurzelherzmünze (Abb.362, 
  
Abb. 362 Bronzemünzen, ?/s der Ori- 
ginalgröße. a,b Lotoswurzelmünzen, 2 : : 3 2 
dieker Guß mit tiefen Rillen und Ein- «, b) genannte ist ein vierkantiges, etwa 4—5 cm 
sehnitt der Länge nach. c—h Geister- 2 . . . . 
kopf-oder Ameisenmünzen, Rückseite langes Bronzestück, das tiefeingeschnittene Rillen auf- 
glatt, Vorderseite gewölbt, dieker : > N Een = a 
ae nie Soleilizeichen na Weist, Diese ganz merkwürdige Form ähnelt den 
Loch, f—h mit Zeichen und Loch- Schlüsseln von chinesischen Vorhängeschlössern. 
ansatz. Sammlung Knuth, Tsinanfu. : . 2 = 
Chouzeit, 1122 bis 249 v. Chr. Ferner die Geisterkopf- oder Ameisenmünzen 
Va aalumenne) (im Chinesischen wörtlich Ameisennasenmünzen) aus 
ganz kleinen ovalen Bronzestückchen (Abb. 362, c—h), 
die ebenfalls Kurswert gehabt haben sollen. Auf der gewölbten Vorderseite sind 
Schriftzeichen vertieft angebracht, die oft so undeutlich erscheinen, daß sie im 
Volksmund als Geisterkopf erklärt werden. Die Rückseite ist glatt. Einige haben 
ein durchgehendes Loch zum Aufreihen (c—e), während andere (f—h) nur eine 
Vertiefung an der gleichen Stelle aufweisen; bei letzteren sind die Schriftzeichen 
zu einem sinnlosen Ornament verkümmert. Auch diese Bezeichnungen sind nach 
der äußeren Form in viel jüngerer Zeit von den Verfassern der Münzenbücher 
gegeben. Das ursprüngliche Vorbild ist nicht bekannt geworden. 
In der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. kam die runde Form, das heutige 
„Cash“, auf. Die ältesten und sehr seltenen Stücke haben, in Erinnerung an ihre 
Urform, die Abschlußöse der Messermünze, ein rundes Loch in der Mitte (Abb. 359, e), 
während im allgemeinen bis zur Neuzeit alle Münzen eine viereckige Öffnung auf- 
weisen. Die Größen und Inschriften wechselten, aber die Form blieb seit der klassi- 
  
 
	        
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