Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

II. Töpferei 
Allgemeines 
Die Sammlungen chinesischer Porzellane in Europa und Amerika sind umfang- 
reich und in Qualität hervorragend. Nach übereinstimmender Ansicht langjähriger 
Residenten sollen gute Porzellane heute in China selbst nur noch sehr selten im 
Handel vorkommen. Einzelne Familien mögen wertvolle Schätze besitzen, aber 
sie sind unverkäuflich. 
Die Ursache ist darin zu suchen, daß in den ewigen Revolutionen und Kriegen 
unendliche Massen vernichtet und selbst die Sammlungen in den kaiserlichen Ahnen- 
tempeln geplündert worden sind, während die sehr hohen Preisgebote europäischer und 
amerikanischer Liebhaber bedeutende Mengen auch bester Ware ins Ausland gebracht 
haben. Dennoch werden wir sehen, daß von den vorhandenen tausendfachen Varia- 
tionen nur bestimmte Arten gesammelt wurden. Die antiken Gefäße der Prä- 
Sungzeit waren bis vor einem Jahrzehnt fast ebenso unbekannt wie die für den 
einheimischen Markt gefertigten besten Qualitäten von Sung- und Mingtöpfereien. 
Über die antiken Tonarbeiten hat Laufer zum ersten Male (1909) eine zusammen- 
fassende Monographie geschrieben, !) nachdem er viele interessante Stücke meist 
aus Gräbern gesammelt hat. In den letzten drei Jahren hat er im Auftrage des Field- 
Museums in Chicago weitere viele hundert Stück, zum Teil in neuen Formen und 
Farben, auf seinen Reisen im Innern Chinas zusammengebracht. Seit 1910 
kommen die alten Totenbeigaben immer zahlreicher auf den Markt. 
Über jene in Europa bisher unbekannten feinsten Steingutarbeiten und Por- 
zellane der Sung- und Mingzeit sind wir von Bushell durch Herausgabe des Kataloges 
eines chinesischen Sammlers aus dem 16. Jahrhundert vortrefflich unterrichtet. Ein 
olücklicher Zufall ließ ihn diese, durch die farbigen Bilder und den Text gleich wert- 
vollen Materialien finden.2) Das Album stammt aus dem Palast der erblichen Prinzen 
von Yi. Der Begründer des Hauses war Yun Hsiang (1686—1730), der dreizehnte 
Sohn vom Kaiser Kanghi, der an der Förderung der kaiserlichen Porzellanmanufaktur 
zu Chingtechen interessiert war. Der fünfte Nachkomme, Prinz Tsai Yuan von Yi, 
mußte sich 1861 wegen der schlechten Führung des englisch-französischen Krieges 
töten. Der Verfasser des Katalogs ist Hsiang Yuanpien aus der jetzigen Provinz 
Chekiang, der als Maler und Sammler alter Inschriften in der zweiten Hälfte des 
16. Jahrhunderts berühmt war. 
Das Buch selbst hat mancherlei Schicksale erlebt. Bushell hatte es 1886 in Peking 
der Peking Oriental Society vorgelegt und den Text, aber nicht die Abbildungen 
1) Laufer, Chinese pottery of the Han dynasty, Leiden 1909, mit 76 Lichtdruck- 
tafeln und 55 Textabbildungen. 
2) Bushell, Chinese porcelains, Sixteenth Century, coloured illustrations with 
Chinese MS.-Text by Hsiang Yuan-P'ien, translated and annotated by Stephan W. Bushell, 
Oxford 1908, 83 farbige Tafeln. 
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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