Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
Tiere — Häuser — Vasen — Relief 229 
freier Formung schaflenden Töpferhand, die während des ersten Jahrtausends in 
Übung blieben. 
Anders aber ist der Stil bei den Gefäßen und Ziegeln; bei ihrer Ausführung 
fühlen wir deutlich, wie die neue Zeit den Geist einer fernen, höherstehenden Kunst- 
sprache aufgenommen und unter Anpassung an die landesüblichen Bedürfnisse und 
Techniken umgestaltet hat. 
Die Vasen (Abb. 368, a, i, Abb. 370, 372 und Abb. 373, Bd. I Abb. 53, 54) 
atmen die edle Linienführung der aus archaistischer Zeit entwickelten natio- 
nalisierten Bronzeformen.!) Besonders der Fuß, Bauch und die Halsringe sowie die 
Verzierung der Seiten mit Tierköpfen, bei denen im Ton die Ringgriffe weggelassen 
oder bei anderen Stücken im Relief angedeutet sind, zeigen deutlich die Nach- 
ahmung des durch Tradition geheilisten bronzenen Vorbildes. Bronze zalt als 
einziges Material für die Schmuckstücke 
im Tempel und Palast, aber für die Grab- 
beigaben bestand die Sitte der Nach- 
ahmung in Ton. In den Hangräbern 
finden sich daher häufig Töpfereien, aber 
ganz selten Bronzestücke. ?) 
Der Dreifuß mit den aufrecht- 
stehenden Henkeln (Abb. 368, e) und wahr- 
scheinlich auch die Kochherde (Abb. 368 
d, f) sind ebenfalls den antiken Bronze- 
formen nachgebildet. Dagegen begegnet 
uns in der bauchigen Kanne mit Aus- 
euß und Henkel (Abb. 374) eine rein 
keramisch empfundene Form der Han- 
zeit. Die stark bewegte Silhouette 
erinnert an reife Formen am Mittellän- 
dischen Meere. Besonders interessant ist 
die Anbringung einer Inschrift, die als 
Jahr der Formung 52 v. Chr. angibt. 
Der stark gewölbte Bauch mit dem engen 
  
e_, 
Abb. 374 Kanne, eiförmiger Bauch mit Rillen, 
Halse und weit ausladendem Ausgußrand Henkel, Rand mit Auszuß, schwerer Ton mit 
: : . i ungewöhnlich dicker Wandung, hellgrün, ge- 
ist sicher nicht für den Metallguß er- kraekte Glasur mit blauen und lila Flecken, 
n : : 25,7 em hoch, Inschrift: 52 v. Chr. 
funden , sondern kann nur aus der (Aukı Tnufer, Ohinese Pobtery cf ine 
Technik der Töpferei entstanden sein. Han Dynasty) 
Desgleichen sind die wagerechten Rillen 
ein typisch keramisches Dekor der Töpferscheibe, das wiederum in Bronze (Abb. 162) 
nachseformt wurde. Allerdings sind die Bronzen schon älter, und es ist nicht 
ausgeschlossen, daß schon Holzformen vorausgegangen waren. 
Ein viel reicherer Stil war bei Kultgefäßen in Aufnahme gekommen. Hier 
begegnet uns zum ersten Male eine plastische Reliefverzierung mit Tieren, 
1) Ryuzo Tori, Relics of the earlier Han Dynasty in South Manchuria, Kokka, 
Heft 241, Abbildungen von Gefäßen nach Bronzen. Merkwürdig zwei Kannen in 
„Schweineform“. Der bauchige Körper ist langgelegt auf Füßchen und hat oben einen Bügel. 
2) Bahr bildet in Old Chinese Porcelain, 1911, Taf. I, eigenartige Totenbeigaben 
aus dem Besitz des Vizekönigs Tun Fang ab. Eine Vase in eleganter keramischer Form 
mit zu kurzem Hals und ganz ungewöhnlich hochgezogenen Henkeln wird der Hanzeit 
zugeschrieben, aber dürfte später geformt sein. Ein realistisch ausgeführtes Kamel mit 
beladenen Säcken auf dem Rücken auf einer Platte stehend auf Taf. II wird ebenfalls der 
Hanzeit zugeschrieben, aber dürfte (wie das liegende Kamel Abb. 887,b) der Zeit der 
fünf Dynastien oder der Tangzeit angehören. 
 
	        
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