236 Töpferei — Tangzeit
historische Geschmack wird durch den Beginn einer malerischen Würdigung
abgelöst.
Gleichzeitig dürften die eleganten Linien des westasiatischen Stiles von Ein-
fluß gewesen sein. Wie die Darstellung der galoppierenden Tiere aus der typischen
Form der Hantöpfereien (Bd. I, 8. 47-57) zum eleganten Dekorationsmotiv der
Tangspiegel (Abb. 273) unter diesem Einfluß gestaltet wurde, so finden wir auch
in China Gefäßformen, die dem westasiatischen Stile entlehnt sind. Die spitz
zulaufende Schale mit nach innen eingebogenem Rande (Abb. 383, a, b) ist die
typische Form der Schale Buddhas, die wir auch in Bronze aus der gleichen Zeit
kennen gelernt haben (Abb. 308). Auf einem ungefähr gleichzeitigen buddhistischen
Abb.382 Becher in Form einer kleinen
Trommel, gelblieh-grün gefleckt
Steingutgefäße. Im Schatzhause Shosoin, Nara, Japan. 8. Jahrhundert
)
(Aus: Toyei Shuko, Bd. VI
Text s. S. 235
Abb. 381 Blumenvase, grün gefleckt
Bilde aus Turkestan im Pelliotsaale des Louvre ist eine derartige Schale in tiefblauer
Farbe abgebildet. Die Form drang aus dem Westen nach China, aber nicht
zugleich die Technik der blauen Glasur, deren Herstellung im Osten stets ein
schwieriges Problem blieb (s. S. 270).
Die wesentlichen Fortschritte in der Töpferei lassen sich aus der Herstellung
der Farben erkennen. Die in anderen Ländern entstandenen Farbenmischungen
konnten bei dem Mangel an modernen Hilfsmitteln, wie chemischer Analysen und
Veröffentlichung der Erfahrungen, nur durch mühselige Versuche oft zufällig ge-
funden werden. Die Farben blieben daher stets wesentliche Merkmale für die Zeit
der Entstehung einzelner Gruppen der Töpferarbeiten.
Die Glasuren der Shosoinstücke haben grünliche Färbung und vereinzelt
gelblichgraue Streifen, aber in den Trümmern des Tempels Bonshakuji in der ja-
panischen Provinz Omi, der 786 erbaut ward und bald darauf niederbrannte, hat ein