Technik — Menschenfiguren — Tonreliefs 239
Der Buddhismus brachte
eine andere Technik und einen
neuen Still. Die mensch-
liche Hıovur war ın der
Hanzeit in bestimmten typi-
schen Modellen an Kultgefäßen
angepreßt. Unter dem Einfluß
der buddhistischen Plastik und
Malerei wurden Heilige und
Menschen auch in Ton nach-
geformt. Besonders begann
sowohl an Gräbern wie in
Tempeln und Palästen ein
malerischer Reliefschmuck der
Wandfläche Mode zu werden.
In die Steinplatten der alten
Hangräber waren Szenen aus
dem Leben von Menschen und
Tieren (Abb. 90— 96) einge-
meißelt, aber das Relief war
flach 5 und die Dekoration Abb. 385 Engel, kniend, Relief, aus Kalk, Sand und pulveri-
. s £ siertem Stein geformt, etwa 41 em, aus den Ruinen des Pa-
des erzählenden Inhalts wegen lastes der Kaiserin Saimei (655—661) im Okaderatempel, Pro-
und nicht nur aus kiinstlerischer vinz Yamato, Japan a ee China. Mitte 7. Jahr-
under
Schmuckfreude angebracht. (Aus: Kokka, Heft 193)
Die Tonreliefs der Tang-
zeit sind mittels Formen oder
Stempeln vor dem Brennen in die weiche Masse eingepreßt. Chavannes hat Platten |
aus Gräbern mitgebracht (Abb. 384, a, b), die mit geometrischen Mustern durch sich \
stets wiederholende Stempel verziert sind. Chinesische Archäologen versicherten ıhm,
daß auch Figuren vorkommen, aber er hat niemals solche zu sehen bekommen. Auf
anderen Grabfunden sind Schriftzeichen, Sternbilder und geometrische Ornamente ver-
tieft oder erhaben eingepreßt. Wieder ist es Japan, das uns mit einem Kunstwerk von
guter Technik bekannt macht, das im 7. Jahrhundert nach dem Inselreich gekommen
sein soll (Abb. 385). Die gerundeten Linien der Silhouette zeigen durchaus den Stil der
Tangzeit. Ferner ist die Herausarbeitung des gerundeten, weich verlaufenden Relieis
genau so wie bei den Bronzespiegeln der gleichen Zeit. Das Hineinsetzen der Figur in
die quadratische Fläche und die Ausfüllung des
Raumes durch den Schwung der flatternden Schleier
lassen das Vorbild eines guten Gemäldes erkennen.
Ein Terrakottarelief (Abb. 386) führt uns zu
den westlichen Ausläufern chinesischer Kunst —
wo glücklicherweise ebenfalls vieles erhalten blieb,
was im Mutterlande verloren gegangen ist — zu
den Ruinentempeln in Turkestan. Diese etwas
plumpe Provinzarbeit läßt doch die wahrscheinliche
Schönheit der nicht erhaltenen chinesischen Vor-
bilder ahnen. Hier lernen wir die Verwendung des
Tons zum Schmucke der Architektur kennen.
Abb. 386 Terrakottafiguren aus Die Gra b bei 5 aben (Abb. 387, 388) haben
den Ruinen zu Yotkan beiKhotan, seit der Hanzeit gleichfalls eine mehr künstlerische
Chinesisch-Turkestan, 2 :
6. bis 8. Jahrhundert Ausgestaltung und vor allem eine Bereicherung durch
(Aus: Stein, Ancient Khotan, ae
an Menschendarstellung erfahren. Die Männer (a, c),