246 Töpferei — Sungzeit
die man den Vorbildern der älteren Bronzetechnik entlehnte. Meistens finden sich
die Reliefs an Gegenständen, die Originalen aus Bronze nachgebildet wurden, wie
Kultgefäße, Blumenvasen, Leuchter, Räuchergefäße; daneben wurden Schüsseln
und Teller, Trinkgefäße und Flaschen verziert. Signaturen kommen nicht vor,
Handel und Fabrikation
Wie das chinesische Porzellan im 17. Jahrhundert ein Welthandelsartikel
wurde, so waren in der Sungzeit die monochromen Glasurtöpfereien weit über Chinas
Grenzen hinaus begehrte Schätze. Der chinesischen Sprachsitte folgend, wurden diese
Steinguttöpfereien, ohne Unterschied der Qualität, im Auslande ‚Porzellan‘ genannt,
und erst im 16. Jahrhundert, mit dem besseren Verständnis für die Techniken,
beginnt die Anwendung dieses Wortes auf das eigentliche Porzellan begrenzt zu werden.
Außerdem wurde in Europa im 14. bis 16. Jahrhundert das Wort für Arbeiten mit
Perlmutter und andern Muscheln angewendet.
Auf den langwierigen Karawanenzügen über Zentralasien und auf dem Seewege
über Ägypten kamen derartige Töpfereien bis nach Europa. So berichtet ein arabi-
sches Manuskript!) in der Nationalbibliothek zu Paris, daß Saladin 1171 an Nurredin,
den Sultan von Damaskus, vierzig Stück chinesische „Porzellane‘“ schenkte. Auch
werden einige Stücke in den Sammlungen vom Herzog von Anjou (1360—1368)
und von der Königin Jeanne d’Evreux (1372) erwähnt, aber nirgends wird von einem
Muster gesprochen, so daß diese Stücke nur Steingutscherben der Sungdynastie mit
in der Masse gefärbten Glasuren gewesen sein dürften. 1440 wurden vom Sultan
von Babylon drei Kummen und eine Schale an Karl III. geschenkt, die vielleicht
die ersten wirklichen Porzellane in Europa gewesen sind.
Marco Polo?) (1298) berichtete von der Stadt Tyunju —- die Hirth als Lung-
chuan im chinesischen Shanghaidialekt erklärt — in der Nähe des großen Hafens
) Zaitun (dem heutigen Tsuanchou), daß „dort Porzellangefäße in allen Größen her-
gestellt werden“ und setzt ausdrücklich hinzu, daß sie „über die ganze Welt ver-
schickt werden“. ‚Sie sind im Überfluß vorhanden und sehr billig, so daß man
für eine venezianische Grot drei Schüsseln von einer Qualität, die man sich nicht
besser wünschen kann, erhält.“
Der arabische Reisende Ibn Batuta (1310) nennt für die Fabrikation?) Zaitun
(Tsuanchou) und Siukalau (Kanton), also die Hafenplätze statt der Fabrikationsorte.
Er beschreibt die Technik und fügt hinzu: „Porzellan wird in China zum gleichen
Preise oder noch zu niedrigerem Preise verkauft wie Töpfereien bei uns. Es wird
exportiert nach Indien und anderen Ländern, selbst so weit wie bis Maghreb.‘‘
Seine Angaben umfassen etwa das ganze Nordafrika und den Westen von Ägypten.
In Japan wurden gleichzeitig mit dem Beginn der Teepflanzungen (1191) auch
die chinesischen glasierten Tonwaren für die Teezeremonien eingeführt.*) 1229 ging
Gato Shirozaemon nach China, um in sechsjährigem Aufenthalte die Technik der
olasierten Töpfereien zu lernen. Unter seinem Künstlernamen Toshiro begründete
er in Seto in der Provinz Owari die noch heute bestehende Fabrik, aber nur die
Nüancen der Eisenglasur von Schmutziggelb bis tief Schwarzbraun konnten her-
gestellt werden, nicht die grünlichen Kupferglasuren. — Die damals für das Tee-
pulver und das Teegetränk eingeführten Formen (Abb. 390, a, b) sind bis zum heutigen
Tage maßgebend geblieben.
!) Du Sartel, La Porcelaine de Chine, 1881, S. 28.
2) Yule, Ser Marco Polo, 3. Aufl., 1903, Bd.II, S. 235 u. 242,
3) Brinkley, China, Bd. IX, Ceramic Art 8.867. — Yule, Ser Marco Polo, 3. Aufl.
1905, Bad. I, 5, 942,
4) Vol. Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. II, 8. 70—78; Bd. III, S. 17.