Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Seladon — Wertschätzung — Fabrikationsorte — Boden — Zeichen 249 
nicht bewiesen werden, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß schon im 11. Jahr- 
hundert siamesische Ware nach Afrika exportiert wurde. Außerdem produzierte 
Korea!) etwa seit der Sungzeit bis zum 14. Jahrhundert Seladonware. 
Die monochromen Glasurarbeiten beherrschten den ganzen Weltmarkt, bis im 
15. Jahrhundert die Herstellung des echten Porzellans in China begann und dann 
die Portugiesen den Seehandel aufnahmen. Für den Export nach Persien, Ägypten, 
Nordafrika, Indien, Kochinchina, Siam, dem Malaiischen Archipel, den Philippinen 
und Japan wurden große Quantitäten angefertigt. Sehr interessante Zeugen 
dieser Tätigkeit sind die in den Philippinen ausgegrabenen Gefäße im Dresdener 
Ethnographischen Museum und die aus Siam usw. im British Museum zu London. 
Auch Jagor?) hat (1875) auf den Philippinen einen Krug mit seladongrüner Glasur 
gefunden. Aus Zentral-Sumatra hat Maaß?) Schalen und Vasen mitgebracht. Die 
Tatsache, daß diese Gefäße in gewissen Gegenden vergraben waren, rechtfertigt die 
Annahme, daß sie dort keinen Gebrauchswert, sondern eine Art Geldwert besaßen 
und daher als Schätze in der Erde gesichert wurden. Angeblich sollen diese alten, 
jahrelang vergraben gewesenen Gefäße durch die Einflüsse der Erde eine besonders 
schöne Färbung erhalten haben, und sie wurden daher für besonders kostbar erklärt. 
Auch in japanischen Schriften wird das Vergraben erwähnt. Im Mampo Zensho®) 
heißt es: „Horidashite, Teetopf mit Rissen, als wenn der Topf gesprungen wäre. 
Diese Töpfe werden gebrannt, dann in die Erde vergraben, wo sie fast hundert Jahre 
liegen müssen, damit man sehen kann, ob die Töpferei gut ist. Erst dann werden sie 
verkauft. Wert 50—-200 Ryo“ (2100-8400 Mark Goldwert). Das gleiche Märchen 
hat in Europa zuerst der Italiener Duarte Barbosa erzählt, und es wurde schon 
1586 von Mendoza?) angezweifelt, daß zur Herstellung von Porzellan „die Ton- 
erde geschliffen, gemahlen, zu Brei gemengt und dann hundert Jahre ir der Erde 
vergraben‘ liegen müsse. Diese Phantasie des Vergrabens wird sowohl bei Martinus®) \ 
(1656) als auch bei Kircher”) (1667) abgedruckt und wurde kritiklos jahrhundertelang 
von vielen Schriftstellern übernommen. 
Auf dem Boden der guten Teegefäße sollen sich nach dem Mampo Zensho 
stets Zeichen — japanisch: Itokire — befinden, welche beim Ablösen des unge- 
brannten Scherbens von seinem Tonklumpen durch das Abdrehen mit dem Faden 
oder Spachtel entstehen. Der Japaner dreht die Töpferscheibe mit dem rechten, 
der Koreaner und der Chinese mit dem linken Fuß, daher ist der Schwung dieses 
Zeichens verschieden. Die Ausführung soll bei den besten Stücken stets sehr 
sorgfältig sein, oft kommt nur eine flüchtige, kaum erkennbare Herstellung vor, 
und oft fehlen sie ganz. 
  
  
  
1) W. Hough, The Bernardou, Allen and Sung Korean Collections, in the U. S. 
National Museum. Rep. U. S. National Museum 1891, Washington 1892. Abbildungen 
von Stücken aus der Zeit von 915—1400. 
2) Jagor, Die Philippinen. 
3) Maass, Altes chinesisches Porzellan in Zentral- Sumatra, aus „Durch Zentral- 
Sumatra“, Berlin 1911, 3 farbige Tafeln. 
4) Mampo Zensho (Encyklopädie d. Kunst) 1718, 13 Hefte mit Malerstempeln, 
Töpfereiskizzen, Beschreibung, Schwertsignaturen usw., Heft 2. 
5) Mendoza, Ein neure, kurtze, doch wahrhafftige Beschreibung des gar groß- 
mächtigen, weit begriffenen, bißhero unbekandten Königreichs China. Hispanischer Sprach 
beschrieben, auß derselbigen in die Italienische und nunmehr in Hochteutsch gebracht. 
Frankfurt a.M. 1589. 8.31. 
6) Blaeu, Novus Atlas absolutissimus. Das ist generale Weltbeschreibung, Bd. VI. 
Martinus, Novus Atlas Sinensis. Das ist ausführliche Beschreibung des großen Reichs 
Sina. Amsterdam 1656. 
7) Kircher, Athanasii,.S. Jesu. China Monumentis, Amstelodami 1667. 
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.