959 Töpferei — Sungzeit
Teepulvers. Dieses sind die ältesten, bisher bekannt gewordenen Vorbilder für
die japanischen Teegeräte.
Während die meisten Teebecher gerade oder nur leicht gewölbte Seiten
aufweisen, haben die Temmokukummen!) schräge, etwa unter 45° geneigte, oft
ein wenig gewölbte Seitenflächen. Sie kommen im monochromen Glasfluß vor, aber
die besonders geschätzten Stücke haben entmischte Glasuren (Chien yao). Braune
oder schwarze Glasuren mit gelblichen Perlen, die symmetrisch nach innen zusammen-
fließen, werden mit der Farbe und Zeichnung des „‚Hasenfelles“ verglichen. (Technik
s.8.299, Taf. XIV). Die Japaner sprechen auch von „Öltropfenglasur““. Oft wechseln
die Farben von Tiefschwarz bis Braun, und die Flecke von silbern und aschfarbig
bis gelblich. Die übertriebene Wertschätzung in Japan ist auf die geringe Anzahl
von erhaltenen Stücken zurückzuführen und die bis vor wenigen Jahren bestehende
Unmöglichkeit der Nachahmung. In China selbst sind die Temmokustücke seit
dem 14. Jahrhundert nicht mehr hergestellt worden, während sie im 13. und 14. Jahr-
hundert ein speziell für den japanischen Markt fabrizierter Exportartikel der Chien-
fabriken (8. 259) gewesen sein sollen.
Kein chinesischer Schriftsteller berichtet über eine gleiche Liebhaberei auf
dem Festlande. Die unterschiedliche Bewertung war begründet, weil in China
stets die Nachahmung des Nephrits von weiß bis dunkelgrün besonders angestrebt
wurde, während die braunen Eisenglasuren, die leicht überall nachgemacht werden
konnten, weniger Schätzung erfuhren. In Japan dagegen konnte man nur die
schmutzigen Eisenglasuren herstellen und konzentrierte daher sein ganzes Inter-
esse einseitig auf eine immer größere Vervollkommnung dieser durch die Tradition
geheiligten Technik. Da die Herstellung der entmischten Glasuren in Japan un-
bekannt blieb, so wurden diese Arbeiten ebenso bewundert, wie in Europa im
16. und 17. Jahrhundert die Porzellane.
Die höchste Vollendung im Auge der Chinesen wurde bei der Herstellung
der grünen, violetten und schwarzen Glasuren erreicht. Der Scherben, meist dick
und plump, in verschiedenen Farben und Härtegraden, wurde alten Bronzeformen
nachgebildet, aber die Glasur bestimmte den Wert. Ihrer Herstellung galt Mühe
und Kunst.
Die vielen Seladonstücke, die aus den verschiedensten Weltgegenden zusammen-
gebracht (Taf. II) oder seit Jahrhunderten aus China den Weg nach Europa ge-
gangen sind, sind sehr verschieden in Qualität; aber irgend welche Anhaltspunkte,
um aus ihnen eine Zeitbestimmung der Herstellung zu erkennen, fehlen. Die genauen
Bestimmungen in abendländischen Museen und Büchern entbehren bisher jedes
zwingenden Beweises. Ein Artikel, der in ungeheuern Massen während vieler Jahr-
hunderte an verschiedenen Orten hergestellt wurde, ist naturgemäß in ver-
schiedenen Formen und Qualitäten erzeugt, so daß Unterschiede stets erkennbar
sein müssen, aber aus ihnen eine historische Entwicklungsreihe festzustellen,
dürfte heute verfrüht sein und nur in einzelnen Fällen lassen sich Vermutungen
aussprechen. Das allgemein gültige Vorurteil, daß alles Gute alt und alles
Alte gut sei, muß bei einem seit vielen Jahrhunderten gepflegten Export-
artikel völlig beiseite gelassen werden, besonders da die Virtuosität der Töpferei
1) Vol. Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. Ill, Abb. 39, S.22 u. 89.
Unter 34 Formen nach Zeichnungen im Mampo Zensho, gedruckt 1718, Heft 5, sind
6 Temmokustücke. Diese, „die dem 13. bis 14. Jahrhundert angehören dürften, kosteten
5—30 Ryo (210 bis 1260 Mark Gold), und selbst ein 1590 aus China stammendes Stück
wird mit einem Werte von 10 bis 30 Ryo (420 bis 1260 Mark Gold) angegeben“.
Vor der Öffnung des Landes (1860) wurden beste Stücke mit 1500 bis 2000 Dollar
bezahlt, und auch auf modernen Auktionen, z. B. 1899 in Tokio, erzielte ein Temmoku
in schwarzer Glasur mit aschfarbigen Flecken 8000 Yen (6000 Mark).