258 Töpferei — Sungzeit
während er hier weiß ist. In späterer Zeit soll man nicht mehr verstanden haben,
mit dem Brande gleichzeitig das Eisenrot am Ringe herzustellen und benutzte auf-
getragene Farben. So gibt nach der Ansicht der Chinesen der in der Masse gefärbte
rote Ring auf weißem Scherben ein sicheres Erkennungszeichen für alte Lungchuan-
ware. Aber lohnt es wirklich, eine Qualität zu schätzen, die keine anderen Vorzüge
als diesen Ring am Boden hat? Daß in Form, Farbe, Glasur oder sonst irgend ein
Vorzug besteht, wird nicht behauptet, und da keine historisch bewiesenen Original-
stücke existieren, fehlen alle Vergleiche.
Für die Annahme, daß es sich hier be-
reits um weißes Porzellan handelt, fehlt jede
Unterlage. Wohl aber ist es möglich, daß
der weiße, feine Scherben, der benutzt wurde,
eine Etappe in der technischen Entwicklung
zum richtigen Porzellan hin bedeutete. Es
ist. besonders zu beachten, daß der weiße
Scherben nur als charakteristisches Merkmal,
durchaus nicht als technischer Fortschritt,
von den zahlreichen chinesischen Autoren !)
erwähnt wird. Im Gegenteil, im Chingpitsang
heißt es über die Lungchüantöpferei: „Die
besseren Stücke mögen der Küanware gleich-
kommen.“
Die verschiedenen Angaben der chi-
nesischen Autoren sind schwer zusammen-
zubringen. Sicher erschwert die Übersetzung
der technischen Ausdrücke, deren Bedeutung
in den Jahrhunderten sich oft geändert haben
mag, eine korrekte Wiedergabe, aber auch
die allgemeinen Werturteile scheinen oft ge-
wechselt zu haben.
Wir lernten oben die eleganten Formen
einzelner Lungchüan Seladone nach chinesi-
schen Schriften kennen. Trotzdem schreibt
der Verfasser des Chingpitsang, daß die Stücke
Abb. 397 Glasierte Töpfereien (Chün yao). etwas klobig wären und nicht die alte Eleganz
a lampe in Gestalt Sines Drachen. *7 en des Stiles aufwiesen, Wollten wir nach dieser
hoch, violett wie „Rohrkolben im Herbst“,
b Weinflasche in zusammengedrückter Frm Beschreibung die Stücke bestimmen, so würden
mit Ausguß, Blumen in Relief, dunkle Wein- : : & Ei E 2
traubenfarbe. Sungzeit, 960—1280. wir sicher nicht so graziöse Arbeiten wie das
ur: Buckel) en) zorpelein Deckelgefäß auf hohem Fuß oder die Palm-
blättervase (Taf. IV, c, d) den Lungchüan-
fabriken zuschreiben.
Die Fabrikationsstätten haben oft gewechselt und dadurch auch die ver-
wendeten Rohstoffe und die Kunstfertigkeit. So wurden am Ende des 14. Jahr-
hunderts die Öfen 75 Meilen weiter herab am Flusse aufgestellt, und die Qualität
soll damals erheblich nachgelassen haben ; sowohl der Scherben wurde minderwertiger
als auch die Farbe der Glasur weniger glänzend. Da bis 1620 die Fabrikation
ausgeübt wurde, so dürften die erhaltenen Lungchüanstücke meistens erst der
produktiven und verkehrsreichen Mingzeit angehören.
Chün yao, aus der 960 begründeten Fabrik zu Chünchou, jetzt Yüchou
in Honan, war gutes Steingut mit zinnoberroter, dunkelvioletter (Taf. IV, h, Abb. 397),
1) Vgl. Übersetzungen von Hirth, Brinkley und Bushell.