Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
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Abb. 403 Dachziegel mit Drachen im Relief, 
farbig glasierte Majolika, vom Konfuzius- 
tempel in Singanfu, Provinz Shensi, Mingzeit 
(1368— 1644) 
(Originalaufnahme Fischer, Köln) 
Kacheln (Abb. 403). 
Töpferei — Mingzeit 
farbigen Glasuren auf Dachziegeln (Taf. I) 
aufkam, konnte ich nicht genau _ fest- 
stellen. Ich möchte nach unserer Kenntnis 
der Gefäßekeramik das 14. Jahrhundert, 
frühestens das 13. annehmen. Marco Polo 
rühmt die goldenen Dachziegel von Japan, 
und wir können aus dieser Stelle das unge- 
wöhnliche und kostbare der gelben Glasuren 
im 13. Jahrhundert feststellen. Es handelte 
sich vorher nur um die bekannten grünen 
Glasuren der Hanzeit. Erst mit der technischen 
Fertigkeit, die Glasurmasse statt durch che- 
mischeReduktion durch Beimengung vonFarb- 
stoffen zu färben, war die Anbringung von gold- 
gelben und blauen Flächen ermöglicht. Die 
Farben sollen im Ofen als Pulver aufgeblasen 
und eingebrannt worden sein. Bei den in 
Japan vorhandenen Kacheln aus dem 12. Jahr- 
hundert sind die grünen Glasuren im zweiten 
Brande bei niedrigerer Temperatur aufge- 
schmolzen. 
Einen weiteren technischen Fortschritt 
bedeutet die buntfarbige Dekorierung von 
Als berühmtestes Beispiel galt die 1853 zerstörte „‚Porzellan- 
pagode“ zu Nanking. Unter Kaiser Yunglo wurde im Jahre 1431 dieses Wahrzeichen der 
Stadt vollendet (s. 8. 25). Da zum Bau des Wunderwerkes ungezählte Millionen 
ausgegeben wurden, so können wir annehmen, daß einerseits die besten damals 
bekannten Techniken angewendet und 
anderseits alle neuesten Errungen- 
schaften berücksichtigt worden sind. 
In den Kacheln (Abb. 404) dieser 
Pagode lernen wir daher die maß- 
gebende Technik. aus dem Anfang des 
15. Jahrhunderts kennen. Die Ver- 
wendung von glasierten und bemalten 
Tonreliefs war damals Mode. 
Der Name ‚Porzellanpagode“ ist 
verwirrend. In Wirklichkeit handelt es 
sich um Fayenceplatten, diedem Back- 
steinbau aufgelest waren. Wir sehen 
immer wieder, wie der Chinese nur den 
Sammelnamen „Porzellan“ gebraucht 
und jede Unterscheidung in der Quali- 
tät des Scherbens unterläßt. 
Die Farben der Architekturfayen- 
cen entsprechen denen der gleich- 
zeitigen ‚„Dreifarbenware‘“, insofern als 
Grün und Gelb oder Orange vor- 
herrschend sind und den Grundton 
angeben. Der Ziegenbock ist weiß. 
Die Farben sind auf den Scherben 
aufgemalt und leicht gebrannt. 
  
Abb. 404 Glasierte Kachel von der Porzellanpagode 
in Nanking, geflügelter Ziegenbock mit Perlenkette 
im Maul, zwischen Ornamenten, Majolika, Untergrund 
grün mit orangenem Schnörkel und Rand, Ziege weiß 
mit orangenen Flügeln sowie grünem Schwanz und 
Halshaaren , 46 cm, Relief 13 em hervorstehend, 
. Sammlung Stübel, Dresden, 1430 
(Originalaufnahme)
	        
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