268 Töpferei — Mingzeit
Abb. 406 Bauchige Vase, dunkelpurpurblauer Grund;
Figuren beim Schaehspiel in Landschaft, Wolken und
Ornamente in vertieftem Relief, türkisfarbig, blau
und orange, 34 cm, Sammlung Pierpont Morgan,
New-York, Ming, 1500—1644
(Originalaufnahme)
Abb. 407 Bauchige Vase mit Deckel, Farben auf
Biskuit, Figuren, Bäume, Blumen und Ornamente
in flachem Relief in zartem Gelb und Violett, der
Bandgrund grün und ausgesehnitten, 47 em, Samm-
lung Pierpont Morgan, New-York, frühe Mingzeit,
um 1500
Originalaufnahme)
Während die Sungzeit bemüht
war, immer verfeinertere und raf-
finiertere Ausdrucksformen mit
ihren bescheidenen und begrenzten
Mitteln zu erfinden, beginnt in der
Mingzeit ein Streben, durch Neues
zu wirken. DiesesVerlangen brachte
dem Kunstgewerbe eine Bereiche-
rung auf den verschiedensten Ge-
bieten.
Reliefierte farbige Va-
sen wurden seit dem 16. Jahr-
hundert in der Technik der
Kacheln, nur, der Verwendung ent-
sprechend, eleganter ausgeführt.
Bei ihnen sowie bei den später
zu erörternden blauweißen Por-
zellanen werden mit Vorliebe
gleichzeitige Malereien als Vor-
bilder für die Dekorierung ge-
nommen. Den monochromen Sung-
glasuren mit ihrem schimmernden
Lüster entsprach die Malkunst
dersymbolischen Nebelstimmungen
mit verschwimmender Fernsicht.
In der Yuanzeit lernten wir den
neuen Malstil kennen (Bd. I,
8. 277). „Die Bilder werden. er-
zählend;; viele Einzelheiten werden
lose nach äußeren, malerischen,
nicht nach inneren Notwendigkeiten
zusammenkomponiert. Es entsteht
ein kleinlicher Realismus, der das
Malen von Genrebildern, Blumen,
Vögeln und Insekten fördert.“
Und diesen Malstil finden wir jetzt
auf den Vasen wieder.
Lotosblumen, die aus dem
stilisierten Wassergrunde empor-
wachsen, mit kleinen Reihern
(Abb. 405), erinnern an einen Ge-
mäldevorwurf (Bd. I, Taf. II, b),
und die Füllung des oberen Randes
mit Ornamenten sowie die oblaten-
artig zwischengefügten Blumen-
ornamente an Lack- und Bronze-
arbeiten aus der Tangzeit. Andere
Vasen (Abb. 406) weisen erzählende
Genrebilder der Mingzeit zwischen
Wolkenornamenten auf, die immer
den Charakter eines in sich abge-
schlossenen Gemäldes tragen.