Farbiges Steingut — Zellenmalerei — Mingstil — Technik 969
Die Technik bedingte eine hart abgegrenzte, mosaikartig zusammengesetzte
Farbenkomposition. Auf den weichen Scherben wird zunächst die Zeichnung in
reliefierten Flächen mit abgesetzten Rändern oder in vertieften Gruben ausgearbeitet
und in Feuer gehärtet. Auch durchbrochene Ausführung mit zierlichem Netz-
grund (Taf. V und Abb. 407) findet sich häufig, doch scheint mir, als wenn diese
elegantere und reichere Ausführung erst dem 17. oder 18. Jahrhundert angehöre,
denn auch die Zeichnung dieser Stücke wirkt nicht mehr als ein in sich ge-
schlossenes Gemälde, sondern als eine dekorative Flächenfüllung nach Hand-
werkerbüchern. Bisher sind die meisten Zeitbestimmungen in
Europa nach den in moderneren chinesischen Schriften ver-
zeichneten Techniken gemacht. Es ist von größter Wichtigkeit,
diese Angaben nach der Kritik der stilistischen Ausführung
sorgfältig nachzuprüfen. Die Technik blieb oft jahrhundertelang bei-
behalten, auch die gleichen Formen und Vorwürfe wurden kopiert, aber die
Hand des pinselführenden Porzellanmalers hatte genau so ihren Stil wie die
der großen Meister der Malerei und Kalligraphie. Beim Spiel des Feuers auf
den monochromen Sungglasuren ist in der Regel die genaue Datierung sehr
schwierig, oft unmöglich, aber bei der malerischen Dekorierung lassen
sich eher gewisse Sonderheiten in Komposition, Motiv, Linie und Farbe er-
kennen.
Auf dem im Feuer zum Biskuit gehärteten Scherben wurden die Zellen mit
Farbstoffen ausgefüllt und zum zweiten Male bei geringerer
Hitze (demi-srand feu) gebrannt. Die Farben erhielten so
nicht den leuchtenden Glanz und die tiefe Transparenz der
in der Masse gefärbten Glasuren, sondern wirkten duff,
aber intensiv. Bei dem starken Feuer (grand feu) findet
eine chemische Reduktion oder Oxydation statt, so daß
sich gewisse Farben des Glasflusses in gewünschter Weise
verändern, aber andere Farbstoffe einfach wegbrennen;
deshalb war es und ist esauch heute noch nicht möglich,
alle Farben mit hohem Glanze herzustellen. !) Dagegen
genügt das „halbgroße‘ Feuer, um die Farbstoffe so weit
zu erhärten, daß sie eine gewisse Abnutzung vertragen
können. Im täglichen Gebrauch der Gefäße würden der-
artige Farben allmählich abgerieben, während die in der
Masse gefärbten Glasuren sowie die Farben unter der
Glasur, die wir gleich als technische Weiterentwicklung
kennen lernen werden, von unverwüstlicher Widerstands-
fähigkeit sind.
An Farben wurden vorwiegend Grün oder Türkisblau
in kräftigem Grundton und ein zartes Gelb oder Orange
verwendet. Dazu gesellte sich Manganviolett, Kastanien-
braun oder Weiß. Charakteristisch ist, daß die ganzen
Flächen mit Farbe überzogen sind, so daß der Scherben
nur sehr selten an kleinen Stellen sichtbar blieb.
Abb.408 Vase, dunkelgrüne
Glasur, mit eingepreßtem
Die Gefäßformen sind etwas plump und steif. Daher Phödiz und Drachen m
1 1 1 rc 2 Kreise, in Orange, schwarz
kam es wohl auch, daß sie in der = an meeaerk: Drichentenkei
a ind und weni eachtet und Bandornament in der
kaum nach Europa gekommen s g an
Orange; schwere Ausfüh-
rung, 53 cm, Sammlung
1) Hierauf ist es begründet, daß z. B. das Kopenhagener Semont Ben, Be
: : ’ : ork, Mingzeit, _
Porzellan bei seiner hohen Herstellungstemperatur nur gewisse (Orieiralaanaine)
matte Farben aufweist. Text s. 8. 270