Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
274 Töpferei — Mingzeit 
Das Kaolin als Material für die Porzellanbereitung war in der übrigen Welt 
bis zur Erfindung Böttgers im 18. Jahrhundert unbekannt, und in diesem Fabri- 
kationsgeheimnis, allerdings verbunden mit großem manuellem Geschick, billigen 
Arbeitslöhnen und guten Karawanen und Schifisverbindungen, lag der gewaltige 
Erfolg, den Chinas Porzellanproduktion in der ganzen Welt während vier Jahr- 
hunderten ausgeübt hat. 
Verbreitung und Qualität 
Aus der Zeit des Kaisers Hungwu (1368—-1398) werden neben den monochromen 
Glasurfarben zum ersten Male Malereien mit blauen Blumen und Drachen 
auf weißem Grunde auf Krügen erwähnt. Die Ausführung war noch unvoll- 
kommen im Verhältnis zu den Arbeiten des Nachfolgers Yunglo (1403—1424), 
die wiederum in der folgenden Zeit unter Hsüante (1426—1435) erheblich über- 
troffen wurden. 
Die Periode von Hsüante war in bezug auf die Schönheit der blauen Farbe 
die unter den Minskaisern berühmteste Zeit. In der Mitte des 15. Jahrhunderts 
hörten die Zufuhren des Mohammedanerblaues auf, und infolgedessen wurden 
farbige monochrome Glasuren und bunte Malereien bevorzugt. 
Die Produktion unter Wanlı (1573—1619) war sehr bedeutend, besonders für 
den kaiserlichen Hof wurden enorme Quantitäten hergestellt, daher sind sowohl in 
Asien’ als auch in Europa Originalarbeiten aus dieser Zeit vorhanden. Dazu kam, 
daß damals die Schiffahrt im Asiatischen Meer in die Hände der Portugiesen und später 
in die der Holländer überging. Aus dieser Zeit stammen die Berichte von Mendoza!) 
über die Menge billigen Porzellans, welche er in China antraf. Diese Massenware 
dürfte an Qualität nicht hervorragend gewesen sein, denn er fügte gleich hinzu, 
daß die „schönesten und besten Porcellanen kommen nicht auß dem Reich China, 
dann sie werden zu des Königs und der Regenten Dienst verbrauchet und seindt so 
schön, daß mans vor Chrystall möchte achten“.?2) Die besondere Kunst in der Her- 
stellung von Fälschungen alter, besonders geschätzter Porzellane wird schon in 
damaliger Zeit erwähnt. 
In einem Sendschreiben®) des Priesters Albertinus aus China im Jahre 1605 
heißt es bei der Besprechung der Stadt Parchim: „Sie haben die allerbesten Porzellane, 
so irgend gefunden werden möchten. Und dieselben seien so wohlfeil und so reichlich 
vorhanden, daß nicht allein das ganze Königreich China damit versehen werden, 
sondern auch all und jedes Schiff damit angefüllt und beladen werden könnte.“ 
1) Johann von Mendoza, Eine neuwe, kurtze, doch warhafftige Beschreibung deß 
gar großmächtigen, weitbegriffenen bißhero unbekandten Königreichs China. Franck- 
furt am Mayn. 1589. 8.30, 31. 
2) De Bry, Petits Voyages II. Ander Theil des Orientalischen Indien etc. Erstlich 
im Jar 1596 ausführlich in Holländischer Sprach beschrieben, durch Joann Hugo von 
Lindschotten auß Holland. Jetzo aber von neuem in Hochteutsch bracht etc. Frankfurt 
am Meyn 1598. — 8.61. „Es ist ungläublich zu erzehlen, wie viel Porcelleynen da ge- 
macht werden, und alle Jahre von dannen verführt werden in Indiam, Portugal, new 
Spanien, und andere Landen, aber man darff bey Leibsstraff die reineste 
nicht auß dem Lande führen, sondern sie werden allein für die Herren und Re- 
genten im Landt behalten und sie sind so schön, daß ihnen kein Christallen Glaß zu 
vergleichen ist. Diese Porcelleynen werden im Landt drinnen gemacht, von einer sonder- 
lichen Art, welche sehr hart ist‘‘ etc. Diese Stelle klingt wie eine Abschrift von Mendoza. 
3) Albertinus, Histori und eigentliche Beschreibung, was gestalt das Evangelium 
in Ohina eingeführt usw. Aus dem Italienischen übersetzt. München 1608.
	        
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