280 Töpferei — Mingzeit .
Dieses Material gibt ein reichhaltiges Bild vieler Verzierungsstile und -formen,
die zur Zeit der künstlerischen Einzelausführung für den inländischen Markt und zur
Zeit der Massenfabrikation für weite Kreise des Volkes und für den Export Mode
waren. Wir sehen zunächst die antiken stilisierten Bronzeformen kopiert und durch
feine blaue Linien das Relief gehoben (Taf. X, c), bald wird .der Stil freier und
realistischer. Dann kommt der gewaltige
Fortschritt, der aus dem Zweckgerät ein
Schmuckstück gestaltet. Die tiefe Transparenz
der Glasur wird benutzt, um die auf den
weißen Scherben gemalten Bilder (Taf. VII,
Abh. 413) zu erhöhter Wirkung zu bringen.
Später beginnt die Massenfabrikation,
die in flüchtiger Technik eine reiche Aus-
gestaltung der Formen und Verzierungen
durchführt. In der persischen Schatzkammer
finden wir die stets.der Mingzeit zugeschrie-
benen großzügigen Muster des Drachen
(Abb. 415 vorn links) mit Wolkenornamenten
und feiner Brokatstofiblumenborde, sowie
jene stilisierten Figurenbilder (Abb. 416 hinten
in der Mitte u. Abb. 418), mit Landschafts-
motiven und Ornamenten, die in ihrer etwas
plumpen, aber ornamentalen Wirkung den
späteren Mingstil .gut repräsentieren. Jene
feinen Blumen- und Rankenornamente, die
stoflartig die ganze Fläche überziehen, wurden
früher meist der Mandschuzeit zugeschrieben,
während wir sie hier bereits zahlreich in der
Mingzeit antreffen (Abb. 416, hintere Reihe).
So sehen wir in der Mingzeit fast den
ganzen Schatz. der Blauweiß-Motive er-
funden und schon damals aus der guten
Kunstausführung des 15. Jahrhunderts in
die oberflächliche Massenfabrikation des
16. Jahrhunderts übergeleitet. Die Anregung,
ln 8 Deckälrase. Hlauweiß Porzellan die in Dekor und Farbe aus Persien nach
Figuren in Landschaft, Stoffornamente, etwa China kam, hatte in 150 Jahren eine so
58 em, Wanli, 1573—1619 2 ; ;
(Sammlung Pierpont Morgan, New-York) vollendete Technik erzeugt, daß ihre Pro-
dukte durch die Güte des Scherbens, der
Malerei und der Glasur bei billigem Preis und großer Widerstandsfähigkeit. ein
bewundertes Sammelobjekt im Westen wurden.
Rotmalerei unter der Glasur
Neben Blau gab es nur eine Farbe, die bei hoher Temperatur unter der Glasur
hergestellt werden konnte, das war Rot. Dieses auf den Scherben gemalte
(Taf. X, a, d, f) und dann mit der durchsichtigen Glasur überzogene Rot ist nicht
mit der in der Masse gefärbten Glasur (g) zu verwechseln (s. $. 284).
Alte chinesische Legenden berichten, daß das Rot durch Mischung mit pulveri-
sierten Rubinen erzeugt worden sei. Das ist natürlich eine Sage, aber wir können
hieraus sowohl die Wertschätzung als auch die Unkenntnis der Herstellung in weiteren