Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
Einfarbige Glasuren — Weiß und gelb 283 
selbst. In Japan wurde es von Anfang an schr stark 
begehrt. In der Zeit der christlichen Erfolge am Ende 
des 16. Jahrhunderts wurden elfenbeinweiße Kwanyin- 
statuetten, oft mit einem oder mehreren Kindern, als 
Ersatz für die Darstellung der Jungfrau Maria verwendet. 
Eine beachtenswerte Sammlung solcher vom Weihrauch 
geschwärzter Statuetten bildet einen Teil der christ- 
lichen Abteilung des Kaiserlichen Museums in Tokio. 
Das kaiserliche Gelb wurde eine besonders ge- 
schätzte Färbung. Ob aus Rücksicht auf den Gebrauch 
der gelben Farbe für den Kaiser oder wegen der 
Abb. 422 Teetasse in gebuchteter schwierigen Herstellung, wissen wir nicht; jedenfalls 
umenform, 7 em hoch, innen z . 
weiß, außen hellgelbe Glasur, gehören gute gelbe Glasurarbeiten zu den seltensten 
en nugehih, 11Be 1606 Funden, und es ist fraglich, ob heute überhaupt noch 
(Aus: Bushell, Chinese Porcelain A 
XVI. Century) Originalarbeiten der Mingzeit existieren. Später wurden 
häufiger gelbe Stücke hergestellt, aber niemals so viele 
wie in anderen Farben. Das angebliche Verbot der Verwendung des Gelb außer- 
halb des kaiserlichen Hofes ist ein von Händlern erfundenes Märchen. 
Gelb hatte man schon in der Tangzeit angewendet, aber die minderwertige 
Qualität errang keine Wertschätzung. Auch unter der Mongolenherrschaft wurden 
Versuche mit einem schmutzigen Gelb gemacht, das neben den übrigen Glasur- 
arbeiten nicht beachtet wurde. 
Erst unter Hungcehih (1488—1505) gelang es, ein leuchtendes Gelb (Fat: IX,H 
herzustellen, das Anspruch auf künstlerischen Wert erheben durfte. Meist wurden 
antike Bronzeformen nachgeahmt (Abb. 421, 422, 423) und die Verzierung 
eingraviert oder in Relief angebracht. Das Gelb kommt in verschiedenen 
Abstufungen vor; das Hellgelb wurde am meisten geschätzt. 
Wesentlich für die Mingarbeiten ist die technische Herstellung der Glasur. Gelb 
konnte man nicht durch Oxydation oder Reduktion von Eisen oder Kupferoxyden 
erreichen, sondern ein Farbstoff mußte der 
flüssigen Glasurmasse beigemengt werden, 
in die der gehärtete Scherben getaucht und 
zur Glashärte gebrannt wurde. Daneben 
kommt eine geringere Art der Ausführung 
vor, bei der auf den gebrannten Scherben 
gelbe Farbe aufgetragen und bei niedrigem 
Feuer im zweiten Brande aufgeschmolzen 
wird. Es entsteht dann eine im Vergleich zu 
der obigen Ausführung glanzlose Oberfläche 
und undurchsichtige Farbe. Alle hoch- 
geschätzten Stücke der Mingzeit gehören 
ausschließlich der Gruppe mit der durch- 
sichtigen, schimmernden, wie Muscheln glän- 
zenden Glasur an. 
In diesem Zusammenhange will ich auch 
gleich jene köstlichen Teekannen (Taf. IX, c, 
X,g) erwähnen, die in realistischer Form 
und Farbe gelbe Fruchtkörper darstellen, 
  
  
  
Abb. 423 Opfergefäß auf vier Füßen mit 
auf die braun und grün gefärbte Stengel und hochstehenden Henkeln, nach antiker Bronze 
= : E . x s = im Pokutulu, mit Deckel, 10 em breit, 8 cm 
Blätter plastisch aufgelegt sind. Ahnlich ist hoch, Mäanderbänder, gelbe Glasur wie „ge- 
eine kleine Weinschale ausgeführt (Taf. X, %). kochte Kastanien“. Hungchih, 1488—1506 
Tee 2 = E (Aus: Bushell, Chinese Porcelain, 
Während alle diese Stücke die transparente XVI. Century) 
 
	        
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