Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
288 Töpferei — Mingzeit 
  
Abb. 424 a Weingefäß in Gestalt einer Gans, weiße Glasur, Flügel, Schwanz und Augen in Blau, 13!/2 em lang, 
b runde Büchse, Deckel mit roter Zeiehnung einer Cashmünze unter Kaiser Hsüante, 1426 — 1436, das viereckige 
Loch geht durch, so daß eine Schnur durchgezogen werden kann, innen zwei Blumen in Rot, weiße Glasur, 4 em 
breit, c Schale für Auswaschen der Pinsel, nach antiker Bronze, leuehtendweiß wie geronnenes Fett, mit Fisch in 
Blutrot, Wellen in Weiß, 12!/2cm breit, d Öllampe mit vier Dochtösen, Henkel an Ketten zum Aufhängen, weiß wie 
Hammelfett, mit milchweißen flachen Gravierungen, Ornamente in Blau, 11 cm breit, e siebenstöckige Pagode, 
sechsseitig, 5l em hoch, weiß, Dächer dunkelgrün, durehbrochene Geländer rot, Türen und Spitze gelb, Gloeken 
1!/a em, aus Gold, im ersten Stock Altar: Jadevase, 3 cm hoch, im fünften Stoek: Jade-Buddha, 2 em hoch auf 
Lotosblume, Kaiser Lungehing, 1567—1572, schenkte es dem Paoenssutempel in Nanking, f Teetasse nach Jade- 
tasse der Hanzeit, 7!/s em hoch, Kieferbaum nach Gemälde vom berühmten Landschafter Kuo Hsi, 11. Jahr- 
hundert, in Mohammedanerblau auf Weiß; vier Tassen im 12. Jahrhundert mit zehn Silbertaels bezahlt, 
Vase mit Tierkopfhenkeln, Deckel mit Elefant, nach antiker Bronze im Kaokutu, 11. Jahrhundert gedruckt, 
weiß mit blauen Ringen und Kopfrand, 15!/2 em hoch, h Blumenväsehen in Bambusform, weiß mit blauen 
Linien und Schrift: „Gemacht unter der Regierung von Hsüante der großen Mingdynastie*, 6 cm hoch. 
Porzellan, Kaiser Hsüante, 1426—1436 
(Aus: Bushell, Chinese Porcelain, XVI. Century) 
Text s. S. 281, 287, 288 
wie überall im Anfange einer neu erfundenen Kunstrichtung — können wir eine 
möglichst realistische Nachbildung annehmen. 
Nach den Beispielen, die uns Hsiang in seinem Kataloge hinterlassen hat, 
kam unter Chenghua (1465-1488) ein neuer Geschmack auf. Statt der kräftigen 
Farbwirkung in leuchtenden Farben, besonders im „blutigen“ Rot, werden mehr 
zarte Farben — Gelb, Grün, Rosa — bevorzugt; statt der ornamentalen Dekoration 
werden malerische, oft delikate Verzierungen gewählt. 
An Stelle der roten Pflaumen (Taf. X, b) finden wir gelbe Fruchtkörper (Taf. X, g, 
IX, c), deren glatte Farbfläche durch aufgelegte Blätter und Stengel in Grün und 
Braun gedämpft und malerisch belebt ist. Von besonders zarter Schönheit ist eine 
Lampe (Taf. IX, d). Eine rosa aufgeblühte Lotosblume entsteigt einem grünen aus- 
gebreiteten Blatte, während ein zweites sich als Blaker herüberneigt. Die Linien- 
führung der Stengel und Blätter, die Tönung der Farben und der ganze Geschmack 
in der Komposition stempeln das Stück zu einem keramischen Meisterwerk, wie 
es niemals nach Europa kam und auch in späterer Zeit nicht nachgemacht worden 
ist. Mit gleichem koloristischem und malerischem Empfinden sind eine Weintasse 
  
 
	        
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