Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
Porzellan — Emaillefarben — 16. Jahrhundert — Fünffarbenporzellan 293 
mehr um Kopien berühmter Gemälde, der Taoistischen Unsterblichen und anderer 
mythischer Personen, sowie Kriegs- und Jagdszenen, und Porträts berühmter Männer, 
für die sich das Volk interessierte (Taf. XII), aber es fehlen buddhistische Motive und 
Porträts der Kaiser. 
Die Technik wurde so vervollkommnet, daß man große Stücke, besonders 
Fischbassins und Blumenvasen in gewaltigen Dimensionen herstellen konnte. Der 
Scherben war sehr massig, da man das Zerplatzen im Ofen fürchtete. Das gleich- 
mäßige Bemalen und Brennen scheint viel technische Schwierigkeiten verursacht 
zu haben. 
Dieses ‚„‚Fünffarbenporzellan“ kam auch nach Japan. Als infolge der krie- 
gerischen Wirren die Fabrikation in China um 1619 für 42 Jahre fast völlig unter- 
brochen wurde, brannten japanische Töpfer in der Provinz Hizen auf Bestellung 
der Holländer Ersatzware mit reich überzogener Dekoration in Emaillefarben und 
Blau unter der Glasur für den europäischen Markt.?) 
Die zweite Periode der Mingzeit im 16. Jahrhundert eroberte den Weltmarkt, 
aber ihre Porzellane verloren an Intimität und Vollendung, während sie an Kraft 
und Reichtum der Wirkung gewannen. Aus den individuellen Kunstwerken des 
15. Jahrhunderts waren Handwerkerarbeiten von internationalem Charakter ge- 
worden. 
Überblicken wir die bedeutungsvolle Entwicklung der Keramik in der Ming- 
zeit, so finden wir den Beginn der Herstellung von echtem Porzellan. Unter 
westlichem Einfluß entstand die blaue Malerei unter einer durchsichtigen Glasur 
auf weißem Scherben. Gemälde und Ornamente wurden auf die Fläche über- 
tragen. Gleichzeitig wurden Rot unter der Glasur sowie die bunten Malereien 
in verschiedenen Emaillefarben über der Glasur aufgebrannt. Neben monochrom 
gefärbten Glasuren kamen vielfarbige Arbeiten vor, nur die blaugedeckte Fläche 
der westlichen Töpfereien konnte nicht nachgeschaffen werden. 
Es entstand ein farbiger Dekorationsstil, der einen Höhepunkt der Welt- 
keramik darstellt und vorbildlich für alle späteren Zeiten blieb. 
1) Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd, III, 8.54 u. ff. Abbildungen von 
hervorragenden Beispielen aus der Porzellansammlung zu Dresden und Literaturangaben. 
  
  
  
  
  
 
	        
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