Porzellan — Relief — Tigergefleckt — Lackauftrag 321
Diverse Techniken
Um die Wirkung der Farben zu steigern, wurden kräftige Reliefs auf dem
Scherben angebracht und bemalt (Taf. XVIII,«a). Bei unserer farbigen Abbildung ist
besonders die sehr geschickte und sparsame, fast japanische Verteilung der Zeichnung
auffallend. Die Menschengruppe ist dicht übereinander geschoben, um die Bewegung
des vorwärtsdringenden taoistischen Genienkreises recht monumental zu gestalten.
Die ganze übrige
Fläche ist freigelas-
sen und nur oben
mit zarten Wolken-
streifen belebt. Der
Abschluß wird ın
echt chinesischer
Weise der späten Zeit
durch ein minutiös
ausgeführtes Brokat-
muster gebildet.
Mit den Farben
der ‚Dreifarben “-
dekoration wird ein
„tigergefleck-
tes“ Porzellan
(Abb. 469) herge-
stellt, bei dem die
hingeworfenen Farb-
flecken nicht genau
umrändert sind und
an ihren Grenzen in-
einander verlaufen.
Eine gleiche Aus-
führung, tausend
Jahre früher auf
Steingut, hatten wir
bereits kennen ge-
lernt (Abb. 380).
Ganz eigenartig
ist ene gelackte
Porzellanart (Abb.
470), bei der in dem
noch weichen Lack-
Abb. 469 Runde Schüssel, „Kaiserware*, Farbflecke in Grün, Gelb, Violettbraun
und Weiß ausgespart, von den Chinesen genannt „tigergefleckt*, Porzellan,
33 cm Durchmesser, Sammlung Salting, London, gezeichnet: Kanghi, Kaiser-
ware, 1662—1723
(Aus: Cosmo Monkhouse, Chinese Poreelain, Fig. 7)
überzug Einlagen von Perlmutter, Silber und Goldblech eingedrückt sind (laquee
burgautee). Nur an den Rändern und im Innern ist der Porzellangrund sichtbar.
Auf der Suche nach immer neuen Moden, statt nach verfeinerter Wirkung, kam
man auch auf derartige Spielereien, die ebenfalls mit großer Sorgfalt und Liebe
ausgeführt wurden.
Münsterberg Chinesische Kunstgeschichte II 91