330 Töpferei — Kienlungzeit
Die Porzellanfabrikation, teilweise auch
in Chingtechen, war und ist noch heute ein
ländlicher Hausbetrieb, der als Nebengewerbe
der Bauern von der ganzen Bevölkerung der
Dörfer ausgeübt wird.)
Rosa Gruppe
In der letzten Regierungszeit von Kanghi
entstand die Mode, das Vorherrschen des saf-
tigen Grüns durch die Anwendung eines zarten
Rots zu ersetzen. Es gelang eine Farben-
wirkung, die von dunkelm Rubinrot in zartes
Rosa übergeht. Diese Farben wurden unter
den Nachfolgern so beliebt, daß wir eine große
Reihe von Arbeiten der Kienlungperiode unter
dem Namen „famille rose‘‘ zusammenfassen
können. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts
hört die Fabrikation wieder auf. Offenbar
hatte sich das Auge an den etwas weichlichen
Nüancen übergesehen, so daß es nach kräftiger
vorgetragenen Tönen verlangte.
Wie die grüne Gruppe die Kanghizeit,
so charakterisiert die rosa Gruppe die Kien-
lungzeit. Während dort bunte, leuchtende
Farben, beherrscht vom kräftigen Grün, zu-
sammengestellt wurden, mußten, dem zarten
Rosa angepaßt, auch die übrigen Farben matter
abgestimmt werden. Man begann gebrochene
Töne den ausgesprochenen bunten Farben
vorzuziehen. Bei der grünen Gruppe wurden
naturgemäß die grünen Blätter und Gräser besonders reichlich verwendet, und die
Blüten waren nur zur Belebung farbig
zwischengestreut. Bei der rosa Gruppe
malte man mit Vorliebe die Blüten der
Päonien und Chrysanthemen, ebenso
zarte Pflaumen- und Apfelblüten, wäh-
rend die grünen Blätter nur zur farbigen
Gegenwirkung bescheiden angebracht
wurden. Besonders beliebt war die voll-
blättrige Päonienblüte, deren einzelne
Blütenblätter in allen Schattierungen
abgetönt wurden (Taf. XX). Um eine
tiefe, glänzende Rubinwirkung zu er-
zielen, wurden an gewissen Stellen der
einzelnen Blütenblätter die Farben in
dickem Relief tropfenartig aufgetragen,
während daneben die verlaufenden
Farben blassere Nüancen bis um zarten
Rosa bildeten (Abb. 498).
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Abb.496 Große Vase, Porzellan, hell-
rosa Grund mit Arabesken, ausgesparte
Medaillons mit farbigen Chrysanthemen
auf weißem Grunde, aus dem Kaiser!.
Sommerpalast, Peking, Kienlung’ oder
Taokwan, 1790— 1850
(Aus: Favier, Peking)
Text 's. S. 332
Abb. 497 Teetopf, dunkelrote Umrahmung, mit
Pflanzenmuster, ausgesparte Medaillons, auf denen
Landschaften auf weißem Grund und Szenen in fünf
!) Laufer, Provinz Shansi, S. 191,
Chingtechen.
Farben, Kienlung, 1736—1796
(Aus: Favier, Peking.) — Text s. $. 332