382 Stoffe — Stiekereien und Gewebe
aus anderen Materialien als Seide!) importiert. Von letzteren berichten die chinesi-
schen Quellen ausdrücklich, daß sie den chinesischen weit überlegen waren, Hirth
übersetzt, daß die Chinesen als Muster dieser Stoffe Vögel, Raubtiere, mensch-
liche Figuren, Pflanzen, Bäume, Wolken und allerlei Gegenstände angeben.
Wir können daher annehmen, daß in der Chouzeit die gefärbten glatten Stoffe
mit einzelnen Emblemen in stilisierter Ornamentik bestickt wurden, während in der
Hanzeit ein westlicher Einfluß, ebenso wie bei den Töpfereien (S. 226) und den Bronze-
spiegeln (S. 165) auch für die Textilindustrie eine neue Kunstepoche hervorrief.
Fremdländische, wahrscheinlich syrische, Importe sorgten für die Bedürfnisse
des Höfes und der Vornehmen und gaben zugleich die Anregung und das Vorbild,
die Seidenstoffe mit reichen Mustern in Stickerei und Weberei zu überziehen. Wie
die Ausführung war, wissen wir nicht, denn kein Orisinalstück und keine Abbildung
ist erhalten. Einige aus späterer Zeit erhaltene Muster, die Ähnlichkeit mit
ägyptischen Stoffen aufweisen, dürften aus dem Handelsverkehr in der Hanzeit
stammen (z. B. Abb. 565 und 8. 383, Anm).
Jedenfalls dürfte die Übertragung von Bildern, Emblemen und Symbolen auf
die gefärbten Stoffe durch Handstickerei die ältere rein chinesische Verzierungs-
kunst gewesen sein. Neben ihr entstand eine Weberei, deren wahrscheinlich noch
einfache Muster eine Nachahmung der Kunst im Westen waren.
Erstes Jahrtausend
In der Mitte des ersten Jahrtausends
stand China wieder mitten im Welt-
verkehr. Karawanen durchzogen Asiens
Länder, und von Westen bis Osten fand
ein reger Tauschverkehr statt.
| Im Westen war unter den prunk-
liebenden Sassanidenherrschern eine hohe
Blüte der persischen Kunst entstanden,
die bis nach Ostasien ihren Einfluß aus-
übte. In China selbst ist aus dieser
Zeit nichts erhalten. Aber im kaiserlich
japanischen Schatzhause Shosoin zu Nara
befinden sich viele luxuriöse Original-
arbeiten, da der Kaiser von Japan da-
mals seine Hofschätze aus China bezog
oder im chinesischen Stil, vielleicht von
chinesischen Handwerkern herstellen ließ.
Dort sind Stoffreste erhalten, die
uns ein gutes Bild der vielseitigen Webe-
motive der damaligen Zeit geben. Auch
aus einzelnen Tempeln Japans sind textile
Reliquien bekannt geworden, die aus
China stammen dürften. Außerdem
Abb. 559 Seidene Fahne, bunt, mit Sassaniden- zeigen Freskomalereien in Japan und
muster, König Chosru II. (596628) auf derLöwen aus Turkestan, die Grünwedel und Le Coq
jagd im Kreis mit Scheibenrand zwischen per- 2
sischen Rosetten, angeblich vom Prinzen Shotoku
(572—621), bei der Eroberung von Shiragi auf 7 S : :
Korea gebraucht, vom Kaiser Keka (884 — 887) : ) Hirth, Aup Geschichte des antiken
dem Horiujikloster Nara verehrt, jetzt im Kaiser!. Orienthandels, S. 13. — Hirth, China and
Museum, Tokio. Nach japanischer Zeichnung, the Roman Orient. 1885, 8.:255. Aneabe
5 7. Jahrhundert y ee 8
(Aus: Chihaya, Yamata no hikari, 1895) der Farben der syrischen Stoffe.