Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
388 Stoffe — Stickereien und Gewebe 
Vereinzelt sind unmotivierte Figuren eingefügt (A). 
Allen Mustern gemeinsam ist eine symmetrische 
Füllung der Fläche, die dem von uns als „chinesisch“ 
bezeichneten Stil gar nicht entspricht. Erst in der 
späteren Zeit formte der Rhythmus der Schrift 
und der Malerei die Ornamente zu jenem national- 
chinesischen Stile um, den wir auf einem Amu- 
lettenbeutel (Tafel XXIII, h) bereits antreflen. 
Das Unchinesische dieses textilen Stiles, der mit 
den Dekorationen der antiken Bronzen und Töpfe- y Zr A238 Wunet | 
reien gar nichts gemein hat, aber ähnlich auf 
        
Lacken und Metallspiegeln der Tangzeit VOr- Abb. 566. Seidenstoff, Flammen. 
komme und ferner die Vollenduns in der Aus» muster zwischen Streifen. auzeblieh 
5 : 2 r e von Kobo Daishi aus China mit- 
führung, die eine jahrzehntelange Entwicklung gebracht um 700 
. Es $ ! (Aus: Kodama, Shinsen Kodaimoyo 
voraussetzt, lassen eine heimische Erfindung der Kagami, Tokio, 1884) 
Formen sehr unwahrscheinlich erscheinen. Wohl 
ist die Ausführung ostasiatisch und dem Können 
der Verfertiger, den Bedürfnissen und dem Geschmack der Zeit angepaßt, aber für 
die Grundformen müssen wir, besonders bei einem Vergleich mit den Stilen anderer 
Techniken, die Übernahme auch der Pflanzenornamentik aus einer hohen westlichen 
Kunst annebmen. Aus gleicher Quelle haben Ostasien und Jahrhunderte später 
Europa geschöpft, aber jedes Land hat so viele Eigenarten hinzugetan, daß 
die Endprodukte nur noch in wenigen Punkten übereinstimmen. 
Als ein chinesisches Motiv aus heimischen Malereien übernommen 
erscheint mir das Flammensymbol mit schrägen Streifen in symmetrischer An- 
ordnung (Abb. 566) und ebenso die quadratische Linieneinteilung mit bekannten 
Rosetten und Eckzwickeln (Abb. 567). Letztere erinnert an Kassettendecken der 
chinesischen Holzbauten. Auf einem uigurischen Bilde (Abb. 568, a) finden wir 
stilisierte Blumen in weiß und blauer Schattierung auf rotem Grunde in regelmäßiger 
Wiederholung der Kreisform. Das Gegenüber der ausgebreiteten Blütenblätter in 
runder Fläche ist ebenfalls ein rein 
chinesischer Typus der Dekoration, der 
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
ERE EI bis zur Neuzeit in ganz Ostasien gepflegt 
< d or ıd wurde. Und ebenso charakteristisch ost- 
GE Ö|) DI | asiatisch ist das Wolkenmuster (b). Das 
ee) oe uralte Bronzemotiv war zu einem be- 
= iz ai! deutungsvollen Symbol der chinesischen 
IS S1L0: | 
rich Kunstsprache geworden und von der 
Malerei auf die verschiedensten Techniken 
übergegangen. Dieses Muster in seinem 
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a‘ Sc unregelmäßigen Rhythmus fand ich sonst 
| 2 En & nn (3 nur vereinzelt in der nachchristlichen Kunst 
nn — at) der Welt, und wo es vorkommt, scheint 
Si es eine ostasiatische Nachbildung zu sein. 
m Eine gleichfalls rein chinesische Aus- 
z gestaltung erhielt die Textilkunst durch 
n die Nadelmalerei in Nachbildung von 
= Gemälden.!) Wieder sind es japanische 
in Qondraen Imgehliin yon Pruräktkke Gm en 
bis 621) gebraucht, 7. Jahrhundert embroidery and painting in ancient Japan. 
(Aus: Chihaya, Yamata no hikari, 1895) Kokka., Heft 242, 243 und 245 
’ nd =, Dr ad . 
 
	        
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