Musikinstrumente — Harfe 497
hatte nur fünf Saiten. In der Choudynastie kam eine sechste und später eine siebente
Saite hinzu. 80 blieb die Form für lange Zeit, nur kam daneben eine kleinere Aus-
führung auf. Dem Kaiser Fuhi wird noch ein anderes, ähnliches Instrument (So)
zugeschrieben, das bei 2m 60 cm Länge 50 Seidenfäden besaß. Unter Kaiser Tiku
(2432— 2363 v. Chr.) soll die Anzahl der Saiten auf 25, und unter dem Kaiser Shun
(2288—2206 v. Chr.) auf.23 vermindert worden sein. Die Saiten sind in zwei Gruppen
geteilt und durch eine Mittelsaite getrennt. Die Harfe ruht wagerecht auf einem
Gestell. Verschiedene Abarten sind im Laufe der Jahrhunderte entstanden. Eine
kleinere Form (Teheng) von Im 40 cm Länge mit 14 Saiten soll zuerst im 3. Jahr-
hundert v. Chr. hergestellt worden sein. | Bei einer Ausführung (Paoso) werden
Jade-, Edelstein- und Metalleinlagen erwähnt.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wird schon von der Harfe (Kin) als einer Antiquität
gesprochen. Chinesische nachchristliche Bilder zeigen sie auf einen hohen Tisch
gelegt und den Spieler auf einem Stuhle daneben sitzend. Die kleineren Aus-
führungen werden beim Sitzen auf der Erde auf dem Schoße gehalten. Auf den
Gravuren der Hansteine halten die Harfenspieler, in der Mitte des Musikchors
der Jongleure und
Akrobaten, ihre
Instrumente auf
diese Weise; sie
werden von Flö-
tenbläsern oder Abb. 607 Brett einer siebensaitigen liegenden Harfe (Kin), an beiden Enden feste
ae Stege zum Spannen der Saiten, aus China nach Japan gebracht, 723
Trommelschlä (Aus: Chihaya, Yamata no hikari, 1895)
gern begleitet. !)
Im Tempel
wird die Harfe bei den heiligen Zeremonien verwendet und meistens allein gespielt,
selten wird eine Begleitung mit anderen Instrumenten erwähnt, Es sind im Laufe
der Jahrhunderte elf verschiedene Arten entstanden, bei denen die Anzahl der
Saiten und die Größe wechselt.
Aus der Tangzeit ist ein elegantes Harfenbrett (Abb. 607, 608, ı) erhalten, das
auf seiner Vorderseite die Stege zeigt, über die die Saiten gespannt werden,
während die Rückseite mit reichen Einlagen verziert ist. Am Halse finden wir
Schriftzeichen und auf dem Körper Vögel im Gegenüber der sassanidischen Stoffe,
mit Blumen und Tieren. Es ist jener üppige Dekorationsstil der Tangzeit, den wir
bei anderen Geräten (Abb. 311, 597, 600) bereits kennen gelernt haben, und der für
das Dekor aller Instrumente, die im japanischen Schatzhause erhalten sind,
charakteristisch ist. Die Holzteile sind mit oblatenartig nebeneinander gesetzten
Mustern in Lackmalerei oder farbiger Einlage verziert. Es entspricht dem Zeit-
stile, daß die Flächen völlig mit Dekorationen überzogen wurden und die Formen
eine elegante Kontur erhielten. Besonders reich ist die Vorderseite geschmückt
(Abb. 608, 2). Sitzende Figuren unter dem Lebensbaum sind umgeben von Engeln
auf Wolken und von Tieren auf der durch Pflanzenstauden und Bambus-
gebüschen angedeuteten Erde. Es ist eine zierliche Kleinarbeit einer voll-
endeten Technik.
Wesentlich einfacher ist ein Saiteninstrument (Houkin), eine Art Violine, das
als Saiten nur zwei oder vier Seidenfäden, niemals Metallsaiten, hat. Die Größen
sind sehr verschieden. Ein rundes, hohles Bambusholz, mit Schlangenhaut oder
Pergament überspannt und unten offen gelassen, bildet den tönenden Körper, und
auf langem schmalem Halse sind die Seidenfäden dicht nebeneinander gespannt.
Es wird mit einem Bogen gespielt. Hou bedeutet Barbaren, somit lehrt der Name
1) Chavannes, Voyage arch£ologique dans la Chine septentrionale, 1909, Tafel 83, 85, 86.