Fuchoulack — Einlagen — Metallack — Holzschnitzerei A445
das Gefäß selbst die Form einer Frucht. In virtuoser Technik ist die mühselige und
kostbare Arbeit ausgeführt, aber es ist der Stil einer protzigen, erfindungsarmen
und kleinlichen Renaissancezeit,
In ähnlicher Weise sind Perlmuttereinlagen (Abb. 633) künstlich zurecht-
gestutzt, um zierliche Blumengemälde auf die schwarze Lackfläche zu übertragen,
Auch hier ist die Arbeit technisch vollendet und die Füllung der Fläche einer guten
Malerei nachempfunden, ohne das Streben nach einem eigenen modernen Lackstil
zu verraten. Die einrahmende Bordüre
ist Stoffmustern nachgeformt. Auf unser
Auge wirkt die Zusammenstellung unhar-
monisch. Aber der Chinese ist, gewöhnt,
seine Gemälde in der Aufmachung als
Rollbild mit farbigen Seidenstoffen zu um-
geben. Bo wie wir uns an die protzigen
Goldrahmen der Ölgemälde gewöhnt haben
und oft ihre große unharmonische Wirkung
aus gedankenloser Gewohnheit übersehen,
so ist der Gegensatz der stilisierten Stoff-
umrahmung mit dem naturalistischen Bilde
dem Östasiaten eine selbstverständliche .
Tradition geworden.
Statt des Holzes wurden auch andere
Materialien als Untergrund gewählt, So
finden wir eine Metallkanne (Abb. 634)
mit schwarzem Lack überzogen und mit
Blumen und Vögeln in Elfenbein und
Perlmuttereirlagen verziert. Die Form der
Kanne zeigt einen guten modernen Stil,
und die Dekoration ist nach bekannten
Handwerkervorlagen ausgeführt.
Wirkungen, die im Abendlande un-
bekannt sind, erzielen die Chinesen durch
Holzschnitzereien. Wer eine
chinesische Straße durchwandert, ist er-
staunt, wie geschickt und effektvoll die
Fassaden der Häuser, die Türen, die Bal-
kone und die Schilder durch Holzschnitze-
Er le und Vollplastik, bunt ber oe u,
malt und vergoldet, belebt werden. Bei Perlmutter- und gefärbter Elfenbeinauflage,
Borde mit Perlmuttereinlagen, 35 em hoch,
dem Haus- und Tempelbau hatten wir das British Museum, London, 18. (?) Jahrhundert
Holz als wichtigstes Material der schmücken- (eusr Buell On a 5)
den Teile, besonders der Säulen und Ballu-
straden außen und der Decken, Türen und
Säulen im Innern des Hauses kennen gelernt. Die Holzschnitzerei ist eine der
ältesten Techniken und bis zum heutigen Tage gepflegt.
Mit welcher Geschicklichkeit der chinesische Handwerker ganze Gemälde mit
Wolken, Blumen, Drachen und Figuren in lebendiger Plastik herausarbeitet, ist
oft verblüffend. In freier Hand, ohne Punktierung, werden freistehende Wolken
oder Blumen zwei- und dreimal unterschnitten, ohne daß die Verbindung der stützen-
den Materialien gelöst wird. Mit Erstaunen sieht man, wie der Handwerker das
Muster aufzeichnet und dann dezimetertief hineinmeißelt, die Fläche durchbricht
und unterhöhlt, ohne den Zusammenhang der Zeichnung zu zerstören. Tradition