VIII. Glasschmelzen
Einführung der Technik
Die Chinesen bezeichnen die Zellenschmelzarbeiten als Werke
von Falan,!) auch Falang, Fulang oder Folang geschrieben.?2) Das Wort „lang“ ist
eine Umgestaltung im Kantondialekt von lin. Folin erscheint in den chinesischen
Schriften zum ersten Male im Anfang des 7. Jahrhunderts und ist eine Verstümmelung
von mo4Aıy, wie die Griechen in der damaligen Zeit Byzanz bezeichneten. Dieser
Name hat sich noch im türkischen Istanbul oder Stambul erhalten. Erst die Araber
gaben den Namen Konstantinopel.
Mit Byzanz bestand im Mittelalter ein direkter Verkehr, z. B. berichten chine-
sische Quellen, 3) daß 719 der König von Fulin einen hohen Würdenträger entsandte,
um zwei Löwen und Antilopen darzubringen. Im Altertum hatten wir Tatsin als
Syrien bzw. als das römische Kolonialreich kennen gelernt. Fulin dürfte im Chine-
sischen ungefähr das alte Tatsin, das oströmische Reich umfassen, ohne speziell die
Hauptstadt allein zu bezeichnen. In dem gleichen Jahre kam eine Gesandtschaft aus
Persien. Diese Angaben sind von größter Bedeutung für die Frage, woher die Kennt-
nis der Emailletechnik kam. Wir ersehen aus den zitierten Stellen, daß die Chinesen
das oströmische Reich mit seiner Hauptstadt Folin kannten und von Persien unter-
schieden. Wenn die Vorlagen für die Mingtöpfer als Arbeiten aus Folang bezeichnet
werden, so dürften die Chinesen genau gewußt haben, daß diese Stücke vielleicht
nicht in der Hauptstadt selbst, aber sicher in Orten des alten oströmischen Reiches
hergestellt waren.
Die Vermittler der fremden Importstücke scheinen Araber gewesen zu sein,
denn der andere Name für Emaillearbeiten ist Tashi yao. Das Wort yao haben wir
bereits bei den Töpfereien (S. 253) kennen gelernt; es bedeutet ganz allgemein etwas
„Gebranntes“, im speziellen die Tonarbeiten. Tashi aber werden die Araber ge-
nannt, und somit lautet die Bezeichnung ‚„gebrannte Waren der Araber“.
Die Emaillefabrikation in China ist uns erst aus dem Anfang des 15., vereinzelt
aus dem Ende des 14. Jahrhunderts historisch verbürgt, und zwar aus Peking, wo
mohammedanische Eingeborene aus der Provinz Yünnan Werkstätten begründeten. *)
Auf diesen Beginn der Herstellung ist auch. die Bezeichnung Kuei kuo yao, was un-
gefähr ‚„Gebrannte Arbeiten aus dem Teufelland‘““ bedeutet, zurückzuführen. Peking
blieb bis heute der wichtigste Herstellungsort. Unter dem Kaiser Chinste (1450—1456)
1) Bushell, T’ao Shuo, Description of chinese pottery and porcelain, 1774, Oxford 1910,
S.5. Die Porzellankünstler des 17. Jahrhunderts benutzten als Modelle „Fo-lang“arbeiten
der Mingzeit. Nach dem T’ung ya machte man derartige Arbeiten sehr geschickt in Fo-lin.
2) Chavannes, Notes additionelles sur les Tou-Kiue (Tures) oceidentaux, T’oung
Pao 1904, 8.37 und Anmerkung, widerlegt die Hypothese von Hirth, der zum ersten
Male diese Frage eingehend in „China and the Roman Orient“, 8. 286, erörtert hat, daß
der König von Fulin identisch sei mit dem Nestorianer Patriarch, und Fulin daher
Bethlehem bedeute. — Bushell, Chinese art, Bd. II, S. 72.
3) Große Enzyklopädie T’sö fou yuan konei, 1013, Kap. 971. — Chavannes, Les
Tou-Kiue (Tures) occidentaux, T’oung Pao, 1904, 8. 37.
#) Bushell, T’ao Shuo, S.5, Ann.l.