460 Glasschmelzen — Zellenschmelz
der unzweifelhaft aus der Mitte des 8. Jahrhunderts stammt. Chinesische literarische
Quellen sind auf diesen überraschenden Fund hin noch nicht untersucht worden.
Die Zellenschmelzarbeit hängt mit der Glasfabrikation eng zusamınen, da das
eingeschmolzene Material aus pulverisierter Glasmasse besteht. Daher ist es wohl
denkbar, daß im 5. Jahrhundert (S. 449) zur Zeit des westlichen Verkehrs, gleich-
zeitig mit der Glasfabrikation, von fremden Handwerkern oder unter ihrem Einfluß,
auch die Zellenschmelztechnik in China und Japan ausgeübt und geradeso wie erstere
wieder verloren und völlig vergessen wurde. Wir haben die Errichtung einer Glas-
fabrik in Japan um die Wende des 7. Jahrhunderts bereits kennen gelernt (8. 450).
Der in Japan erhaltene Spiegel ist aus Silber, und auf der Rückseite sind
durch aufgelegte Golddrähte die Zellen gebildet. Die Form entspricht der persischen
Rosette in östlicher Umgestaltung. Ob das Stück in China oder Japan hergestellt
ist, steht nicht fest, aber sicher entsprechen Form, Zeichnung, Farben und Technik
dem Stile des Festlandes. Dieses in seiner Art einzige Stück gibt Kunde von einer
künstlerisch vollendeten Industrie, die in der Geschichte des Landes völlig ver-
gessen ist.
Der Zellenschmelz
(Email eloisonn®)
Die Chinesen benutzen für ihre Emaillearbeiten (Abb. 641) ganz bestimmte
Farbenstellungen, besonders Blau und Rot, sowie Ornamente, z.B. das Wurmmuster,
Abb. 641 Schüssel aus dem Kaiserlichen Palast Yuanmingyuan, Peking, Phönixenpaar
im Kreis zwischen Päonien, aufdem Rand „Wurmranken“, farbiger Zellenschmelz, 80 em
Durchmesser, im South Kensington Museum, London, Mingzeit, 1368—1644
(Aus: Bushell, Chinese art, Bd. II, Fig. 88)
Text s. S. 461, 463