Farbige Schmelzmalerei — Durchsichtige Schmelzen 475
tönernen Vorlagen. Nur beeinflußte die Technik die Farben und bedingte eine
härtere Zeichnung.
Als der Export nach Europa gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufhörte, hatte
die Emaillemalerei ihren Höhepunkt erreicht. Im 19. Jahrhundert sind nur noch
ganz ordinäre und billige Massenwaren erzeugt. Die künstlerisch ausgeführten Stücke
europäischer Sammlungen gehören daher sämtlich dem 17. oder meist dem 18. Jahr-
hundert an.!)
Bushell bildete eine runde Schüssel mit einem sehr feinen Brokatmuster in Gold,
Silber und durchsichtigem Schmelz (Emaille translucide) ab.?2) Derartige
Arbeiten sind sehr selten und dürften modern sein.
!) Warnen möchte ich vor den Produkten moderner japanischer Fälscher, die auf
den ersten Blick wie Gruben- und Zellenschmelzarbeiten aus dem Mittelalter aussehen —
wenn es damals Emaille gegeben hätte. Es sind zum Teil Fabeltiere und Göttergestalten
in massigen Formen aus schwerer, teilweise schlecht vergoldeter Bronze gegossen und sehr
raffiniert mit schmutzigen und glanzlosen Schmelzfarben versehen. Die Stücke sehen
aus der Entfernung sehr alt aus. Sobald man sie aber umdreht, so lassen Unterseite
und Füße die rohe moderne Fälschung sofort erkennen. Eigentlich sind es gar keine
Fälschungen, denn derartige Tier- und Menschengestalten sind in China niemals her-
gestellt worden. Es sind moderne Erfindungen spekulativer Industrieller in Japan, die
mit dem echten Stile des chinesischen Zellenschmelzes in Form und Technik keine innere
Gemeinschaft haben.
2) Bushell, Chinese art, Bd. II, Fig. 104.