Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
489 Elfenbein 
Kleine Plättehen, kunstvoll unterschnitten und in Hochrelief geschnitzt, 
wurden als Schmuck für Körper und Kleidung verwendet. Als Einlage- 
material in Holz und Lack (Abb. 598, 601, 614) an den Schätzen des japa- 
nischen Kaiserhauses aus dem 8. Jahrhundert haben wir Elfenbeinornamente bereits 
kennen gelernt. An einem Kleidergestell (Abb. 672) finden wir massive Stücke 
durchbrochen ausgearbeitet als Verbindungsteile der Holzstangen. 
Dem üppigen Tangstile 
sg entsprach es, die natürliche 
Tönung durch Farben zu 
verändern. So sind die In- 
krustierungen auf dem Fußgestell 
des obigen Lackständers mit tief- 
blau und teefarbig gefärbtem Elfen- 
bein geschmückt. Andere Geräte, 
wie (das Plektron der Gitarre 
(Abb. 608 3, 4,), sind aus rot ge- 
färbtem Elfenbein hergestellt und 
ihre Flächen mit eingravierten 
Mustern teils in grüner Farbe 
verziert. 
Aus China sind bisher nur 
Elfenbeinarbeiten der letzten 
Jahrhunderte bekannt 
geworden. Lackarbeiten und 
Holzgeräte aller Art sind häufig 
mit Elfenbeineinlagen, gefärbt 
oder in Naturfarbe, verziert, 
und ‘desgleichen ist die Verwen- 
dung geschnitzter Schmuckstücke 
beibehalten. 
In europäischen Sammlungen 
finden sich viele Tempel- 
modelle,!) die in raffinierter 
Technik aus geschnitztem Elfenbein 
zusammengesetzt sind (Abb. 673). 
Zur Zeit, als die Miniaturgärten 
  
Abb. 672 Kleidergestell, schwarzes Sandelholz, Blumen- " EUR 
ornamentverzierungen geschnitzt aus Elfenbein, auf der und Bäumehen aus Stein in Mode 
Platte Einlagen von Sehildpatt und tiefblau und tee- 
farbig gefärbtem Elfenbein. Kaiser]. Sammlung imShosoin, kamen, sind auch derartige Archi- 
Nara, Japan, 8. Jahrhundert 1 1 aro a 
a Tonet Shuko, Hi. V) tekturen in Elfenbein hergestellt 
Text s. 8.479 worden und zierten den Kaiser- 
palast (S. 45). Wahrscheinlich sind 
die erhaltenen Stücke nur Exportarbeiten für den europäischen Markt. Die Eng- 
länder eroberten im Kriege ein Schift, das derartige Elfenbeinpaläste als Geschenk 
des Kaisers von China an Josephine, die Gemahlin des Konsuls Bonaparte, brachte. 
Als 1802 die angebotene Auslieferung an Napoleon abgelehnt wurde, kamen sie in 
das Londoner Museum. Künstlerisch sind die Schnitzereien ziemlich wertlos, es sind 
mühselige Geduldsarbeiten einer raffinierten Technik, die einen gewissen ethno- 
graphischen Wert besitzen. 
Es ist wohl anzunehmen, daß die großen Elfenbeinlandschaften mit Bergen, 
  
1) Abbildungen von Modellen einer sehr reichen buddhistischen Tempelanlage auf 
Felsspitze' und einer umzäunten Pavillongruppe aus dem South Kensington Museum bei 
Bushell, Chinese art, Bd. I, Fig. 80 und 831.
	        
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