Pagoden
Der in Europa bekannte Name
„Porzellan-Pagode“ ist eigent-
lich falsch, aber wir werden
bei Erörterung der Töpferei
sehen, daß der Name „Por-
zellan‘“ für die verschiedensten
Arten Steingut, Majolika und
richtiges Porzellan in China an-
gewendet wurde und sich durch-
aus nicht mit unserem tech-
nischen Spezialbegrifft deckt.
Der Nankingturm bestand aus-
schließlich aus einem Belag mit
slasiertem Steinzeug oder Majo-
likafliesen.
Der erwähnten Reisebe-
schreibung entnehme ich die
weitere -Schilderung: „Außen
an 'den Stockwerken sind 128
Laternen aus dünnen Austern-
schalen angebracht, die in China
das Glas ersetzen und deren
gedämpftes Licht, aufder glän-
brauchten Öles beträgt 28 Pfund.“
Als Abschluß der Kuppel war
eine vergoldete Kugel aufgerichtet,
an der an Ketten und Ringen
72 Glocken angebracht waren;
außerdem waren an allen Dach-
Abb. 26 Sechsstöckige Pagode
Tienfungtah, fünfseitig mit rinnen jedes Stockwerks Glocken
törter, reich gegliederter 5 >
Auto "algeblieh “älteste er- an Drachenköpfen mit offenem
a nen, Rachen aufgehängt, so daß im
ganzen 152 freihängende Glocken
einst harmonisch über die ganze
Stadt ertönt haben sollen, wenn der Wind über das Tal
‘wehte; zur Zeit der europäischen Besuche im Laufe des vorigen
Jahrhunderts waren sie bereits tonlos. Eine enge und steile
Treppe von 190 Stufen führte zur Höhe, die einen herrlichen
Fernblick gewährt haben soll.
Eine Pagode bei Peking!) wird dem 7. Jahrhundert zu-
geschrieben und ist vielleicht die älteste unter den erhaltenen
Bauwerken. Sie ist in der Ausführung einer anderen Pagode
bei Peking (Abb. 31) sehr ähnlich. Bei beiden ist in dreizehn
dicht aufeinanderfolgenden Dachabsätzen die Höhe gegliedert,
aber auf unserer Abbildung ist ein hoher Sockel gebaut, die
1) Ling Kuang Su, Abbildung bei Bushell, Chinese art,
Bd.H, Pie. 39. :
N
1
Abb.27 Zwölfstöckige Pa-
gode, vierseitiger Stein-
bau mit zerstörter Spitze,
Eingang mit Portalvorbau
bei Sinanfu
(Aus: Chavannes, Mis-
sion archeologique dans
la Chine septentrionale)
zenden Oberfläche des Turmes sich spiegelnd, einen
überraschenden Effekt hervorbringt. Zwölf sroße
Porzellanlampen (Liuli) brennen in der großen Halle
im untersten Stock; die Quantität des durch sie ver-
Abb.28 Neunstöckige,
sechsseitige Pagode
aus Eisen auf stei-
nernem Unterbau mit
Doppelkugel auf ge-
wölbtem Absehluß, zu
Peituchen
(Aus: Chavannes,
Mission arch&ologique
dans la Chine septen-
trionale)