30 Einzelformen der Baukunst
Buddhas auf Lotossitzen geformt. Ein ähnlicher Bau (Abb. 30) ist in dem
Sommerpalast Wanshoushan bei Peking. !) Sı Ei
Eine ganz andere Form, die ofienbar an tibetisch -lamaistische Formen
sich anlehnt, ist in China viel seltener und wohl nur in den letzten Jahr-
hunderten vertreten (Abb. 38). Auf steinernem viereckigem Sockel erhebt sich
der glockenförmige Bau mit einem Buddhabilde in der Nische, während ein
Turmaufbau mit Dachabschluß wie der Griff der Glocke das Ganze überragt.
Abb. 38 Pagode Fahaisse bei Yangehou am Kaiserkanal, in Form
der indischen Stupa, eckiger Unterbau mit Treppe und Umgang,
runder Aufbau in Form einer bauchigen Flasche oder Glocke
mit Buddhabild in Nische, Schutzdach mit Doppelkugel und Spitze,
offenbar in Anlehnung an tibetisch-lamaistische Formen
(Originalaufnahme Franke, Hamburg)
Diese „glocken-“, „blasen-“ oder „flaschen“förmige Gestalt wurde sowohl in
Indien und China als auch in Tibet und Turkestan als Stupa über Reliquien
und später auch auf Stadt- und Tempeltoren angewendet.?)
1) Besonders in Holland bei Kirchen nach 1610 sind viele Anklänge an chinesische
Pagodenformen sehr auffällie. Daß zu der Zeit der „Chinoiserie“ überall in Europa die
Pagoden vorbildlich waren, ist bekannt. Zahlreiche Abbildungen bei Zaske, Der ost-
asiatische Einfluß auf die Baukunst des Abendlandes. Berlin, 1909.
?) Vgl.z. B. Abbildung des Durchgangstores zwischen den heiligen Hügeln Potala und
Tschagpori in Lhassa in Gestalt einer Tschorten-Pyramide bei: @. Wegener, Tibet. 1904, 8.72.