38 Paläste und Tempel
Abb.49 Der Aussichts- oder „Kohlenhügel“, mit dreidachigem Pavillon, Kaiserpalast Peking
(Originalaufnahme Franke, Hamburg)
Viereck von etwa 24 km Umfang bildet, und der äußeren Chinesenstadt von unge-
fähr 16,5 km Umfang, mit einer viel niedrigeren Umfassungsmauer.
Im Mittelpunkt der Tatarenstadt, aber fast an die Südmauer anstoßend, liegt
die Kaiserstadt, die etwa ein Fünftel des Areals ausmacht, mit der ‚verbotenen
Stadt“, dem Kaiserlichen Palast. In ihm sind Seen, Gärten, Tempel und Paläste,
die in der Anlage von den Mongolen herstammen, in malerischer Anordnung vereint.
Die Hochbauten sind durchgehend in den letzten Jahrhunderten ausgeführt, mit
Ausnahme weniger Bauten, wie die mittlere Audienzhalle, Chunghotien (Abb. 51),
und die dritte Audienzhalle, Paohotien, die als die ältesten und besten gelten
und der Mingzeit angehören dürften; die größte Audienzhalle für die Neujahrs-
empfänge der chinesischen Beamten, Taihotien (Abb. 53—56), und das innere Tor
der verbotenen Stadt, Wumen, sind die zweitältesten und sollen aus dem Ende
der Ming- oder Anfang der Mandschuzeit stammen.
Im Norden wird die Kaiserstadt durch einen halbrunden künstlichen Hügel,
den sogenannten Kohlenhügel (Abb. 49) überragt, auf dessen fünf Gipfeln vier-
und achteckige Pavillons errichtet sind, deren mittelster und höchster ein großes
Buddhabild enthält. Nördlich vom Hügel, aber noch innerhalb der Umfassungs-
mauer, liegt der Ahnentempel und die Leichenhalle der kaiserlichen Familie, zu
denen man durch ein dreiteiliges Pailo gelangt. Bei den Mongolenvölkern
bestand in alter Zeit die Anbetung der Sonne im Osten. Deshalb saßen die Männer
im Staatsrat nach Osten gewendet, und der Städtebau wurde von der gleichen
Vorstellung beherrscht. Im Osten, frei zum Tale gekehrt, war der Eingang zur
Siedelung, deren Rückseite im Norden an schützende Berge sich anlehnte.
So bauten die Nordvölker ihre primitiven Erdbefestigungen und behielten die
Sitte bei, als sie 198 in der Südmandschurei die erste viereckige Stadt im Han-
stile der Chinesen errichteten.!) Daher finden wir im modernen Peking den
1) Ryuzo Torii, The aneient city of Shang-Ching, Kokka, Heft 249, Teil I u. fi.