Peking — Kaiserpalast 39
ältesten Baustil der Chinesen im viereckigen Grundriß mit dem ebenso alten
Mongolenstil der Anlage vereint. Heute gelten allgemein derartige Hügel im
Norden von Palästen und Tempeln als Schutz gegen schädliche Einflüsse.
„Die Aussicht!) von dem Hügel gibt einen Überblick über die Bauten.
In der Stadt sieht man den Paukenturm für Alarmzwecke und den in keiner
chinesischen Stadt fehlenden Glockenturm; ferner die Mauern mit ihren Toren,
viele Pagodentürme und die Dächer der Tempel und Palastbauten in der ver-
botenen Stadt mit ihren Seitenhöfen, Nebengebäuden, Tempeln, Schatzhäusern,
Magazinen, Theatern, Lustgärten, Wohnungen der Kaiserinnen, Konkubinen,
Eunuchen und Hofbeamten, in denen etwa 5000 Menschen leben, und in dem
Mitteltrakt die offiziellen Empfangs- und Beratungshallen mit ihren riesigen Höfen.
Die Dächer der mittleren Gebäude sind mit Ziegeln in der kaiserlich gelben
Farbe gedeckt, während die seitlichen auch grüne und blaue Bedachung aufweisen.
Westlich schließen sich an den Kohlenhügel die kaiserlichen Gärten, durch die sich
künstliche Wasserläufe winden, und einige Seen an, mit auf Inseln und am Ufer
unregelmäßig erbauten Wasserpalästen (Taf. I); sie bestehen aus einer Anzahl
niederer Hallen, Kiosken und Korridoren, die in malerischer Weise gruppiert sind.
Als schönster Teil des Gesamtparkes gilt der nördliche Lotosteich, den die
berühmte vielbogige Marmorbrücke mit dem mittleren verbindet.“
„Der kaiserliche Palast besteht in seinem offiziellen mittleren Teil im wesent-
lichen aus einer Folge weitgedehnter, rechteckiger Höfe, zwischen deren Steinfliesen
heute das Gras wächst. Diese Höfe sind entweder von einem Bau mit weit vor-
springenden Seitenflügeln auf drei Seiten umfaßt, oder am Ende des breiten Mittel-
ganges ist eine einzelne Halle (Taf. I). Die wichtigsten Hallen stehen auf ge-
waltigen massiven, mit Durchlaßtoren versehenen Unterbauten (Abb. 50). Die größte
dieser Hallen, das Taihotien, hat einen Unterbau von 6 m Höhe und ist selbst etwa
3,5 m hoch. Das schwere Pfannendach mit gelb glasierten Ziegeln ruht auf sechs
Reihen von je zwölf aus einem Baumstamm gezimmerten Säulen (Abb, 53 u. 54).
Der Thronsaal mißt ungefähr 65 zu 28 Meter. Fünf parallel aufsteigende Marmor-
treppen führen zu der Halle, die von drei Reihen marmorner, mit reichen
Blumen- und Tierreliefs verzierten Balustraden umgeben ist. Zwischen diesen
1) Prinz Rupprecht von Bayern, Reiseerinnerungen aus Ostasien, München 1906,
S. 242. Wörtlich zitiert.
Abb.50 Das Südtor der verbotenen Stadt, Tienanmen. Halle auf steinernem Unterbau mit Durchgängen,
marmorbelegte Straße, Marmorbrücke und Säulen, Kaiserpalast Peking
(Aus: Ogawa, Palace buildings of Peking, Taf. 9)