49 Paläste und Tempel
An den Pfeilern und Türen ist die Farbe
so oft übermalt, daß eine Farbschicht von
etwa 21/, cm erreicht ist, auf die erst
die Farbe, z. B. roter Lack, gelest war.
Die Deckenmalereien der Füllungen sind
anders hergestelit. Die Muster sind zuerst
auf Papier gezeichnet und dann auf einer
Grundlage von Permanentweiß mit in Leim
gelösten Farben bunt bemalt. Diese Pa-
piermalereien wurden dann an der Decke
angenagelt. Die farbige Malerei auf einer
Grundlage von Permanentweiß geschah
früher stets, so wie in Japan im Mittel-
alter,t) direkt auf dem Holz. Auf die
Kreuzungsstellen der Leisten um die
Deckenkassetten waren sonst Metallplätt-
chen, aber in Peking ebenfalls bemalte
Papierstückchen aufgenagelt.
„Der Zustand der Erhaltung ist mise-
rabel; das Material ist zerplatzt, so daß
ANbaBT Inneres To, in achteskigen Aupehnit der Kleister ausgelaufen ist; Schmutz hat
es we on ae sich haufenweise angesetzt; Tauben haben
en | ihre Nester in den Hallen; Stücke Papier
haben sich gelöst und hängen in Streifen
herab. Neu muß es von unten sehr hübsch ausgesehen haben.‘““?) ‚Die Bauten sind
schlecht erhalten und ihre Wirkung besteht nur aus der Ferne. Sie sind tatsächlich
eine Schande und können einer ernsten Prüfung nicht standhalten.“ Auch Prinz Rupp-
recht von Bayern, der, soweit mir bekannt, der einzige Reisende ist, der mit kunst-
historischen Augen China gesehen und beschrieben hat, erwähnt, daß die Dekorations-
malereien auf einer Gipsschicht aufgetragen sind, die ihrerseits wieder auf grobem
Rupfenuntergrund, mit dem Säulen und Flächen überspannt sind, lagert, und fügt
hinzu: „Selbstverständlich ist diese Dekorationsweise eine sehr wenig beständige.“
Eine solidere Ausführung zeigt die Halle Taihotien, die wahrscheinlich noch der
Mingzeit angehört (Abb. 53—56).
Das Innere ist heute leer und die
Wände sind kahl, aber die glat-
ten Säulen tragen eine reiche
Kassettendecke aus Holz in sau-
berer Schnitzarbeit und guter
Dimensionierung. Die Fenster-
wand ist mit Kacheln belegt,
und zwischen den Säulen sind
geschnitzte HEckbretter ange-
bracht. Die Türfüllungen sind
in tiefer Reliefarbeit verziert.
Die Pfeiler sind, mit Aus-
nahme der vollen Vergoldung,
1) 8. Abbildungen von Decken-
malereien der Fujiwarazeit, 898 bis :
1085, bei Münsterberg, Japanische Abb. 58 Phönix zwischen stilisierten Wolken, Knauf einer
. Brückensäule, Marmor, beim Grabe von Yungcheng. 1723—1736,
Kunstgeschichte, Bd. II, Tafel I. in Siling bei Peking, Mitte 18. Jahrhundert
2) Zitiert nach Ogawa, Peking. (Originalaufnahme Franke, Hamburg)