Kaiserlicher Sommerpalast — Klosteranlagen 51
Ein dritter Park Chinyiyuan, „Goldfisch-Hof‘“‘, liest weiter westlich
mit zweigeschössigem Tempel tibetanischen Stiles, dessen Außenwände mit gelben
Kacheln belegt sind. Hier entspringen viele Quellen, die früher Wasserwerke, Brunnen
und Weiher zu speisen hatten. Alles ist heute zerstört, nur ein schlanker, grün gla-
sierter Pagodenturm mit Relieffiguren in Nischen ist noch erhalten. Weiter auf dem
Wege liegt das Kloster Piyünsse, das ebenfalls heute ein Trümmerhaufen
ist.') Nur ein schönes Marmormonument aus der Zeit Kienlungs, der zum letzten
Male die dortigen Tempel instand setzen ließ, ist noch gut erhalten. Vom Wald
umgeben, erhebt sich eine Marmorpagode, auf deren Plattform mehrere kleine Stupas
mit sehr schönen figürlichen Reliefs (Abb. 79—-81) errichtet sind. Auch ein Pailo
aus Marmor ist reich gemeißelt. Die Ornamentierung und Gliederung läßt hier und
da europäischen Einfluß erkennen.
Klosteranlagen
Ganz China ist mit unzähligen Tempeln 2) und Klosteranlagen bedeckt;
die Mönche haben niemals eine weltliche Herrschaft ausgeübt. Architektonisch
Abb. 82 Teilansicht der Felsentempel von Longmen bei Honan, vom 5. bis 8. Jahrhundert
(Aus: Chavannes, Mission arch6ologique dans la Chine septentrionale)
Text s. 8.59
sind in stets neuen Variationen die alten, bekannten Themata verarbeitet; am
eigenartigsten ist oft die sehr pittoreske Lage.
In der Blütezeit des Buddhismus im 5. bis 8. Jahrhundert sind besonders
1) Siehe Prinz Rupprecht von Bayern, Ostasien, S. 248 und Abbildungen.
2) Eine sehr wertvolle Detailstudie eines kleinen Tempels gibt Hildebrand, Der
Tempel Ta-chüch-sy bei Peking, Berlin 1897. — Laufer, Zur kulturhistorischen Stellung
der chinesischen Provinz Shansi, Anthropos 1910, Bd. V, S. 184 u. ff. Rundbogen, Spitz-
bogen, Pagoden usw. — O. Franke, Beschreibung des Jeholgebietes in der Provinz Chili,
1902. Abbildungen von Tempeln und Palästen, Kloster Potala bei Jehol, von Kienlung
1767—71 erbaut nach dem Vorbilde der Residenz „Potala“ der Dalai-Lama bei Lhassa. —
Zahllose Abbildungen in Reisebeschreibungen seit dem 17. Jahrhundert bis zur Neuzeit.