Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Klosteranlagen 59 
zahlreiche Tempelkammern und weit sichtbare Figurenreliefs?) in die steilen Felswände 
der Flüsse gemeißelt (Abb. 82 und 83, Bd.I, Abb. 8593, 120—126). Die Tempel und 
ihre Schätze sind vernichtet, aber die steinernen Zeugen opferwilliger Gläubiger sind 
erhalten, und zahlreiche Inschriften haben Namen und Daten überliefert. 
Damals war noch ein Gefühl für Monumentalität trotz der detaillierten, stark 
realistischen Ausführung vorhanden. Es war die Zeit, als inbrünstig betende 
Mönche die überlieferten hellenistisch-indischen Formen mit ihrem eigenen chinesisch- 
buddhistischen Geiste erfüllten. Eine steife Gandharafigur verhält sich zu dem 
lebendig bewegten Gotte des Felsens (Abb. 83 rechts) wie eine handwerksmäßige 
Basarware zu einem Kunstwerk von Meisterhand (s. Bd. I, 8. 159—168). Die 
umfangreichen Alleen von Steinfiguren an den Ming- und Mandschugräbern zeigen 
die geistlose Erstarrung der edlen Tangvorbilder. 
  
  
  
  
Abb. 85 Die sogenannte „Kleine Waiseninsel*, Siao Kuschan, mit Tempeln, etwa 100 m hoch, im Yangtsekiang 
unterhalb des Sees Poyang 
(Originalaufnahme Franke, Hamburg) 
Kühn wie ein Ritterschloß auf einem jäh aufsteigenden Kegel liegt der Drachen- 
Könis-Höhlentempel (Lung-wang-tung-miao) am Yangtsefluß (Abb. 84). Nur über 
eine Bogenbrücke kann man Zutritt erlangen, und zu ihr führt ein schmaler, auf 
scharfem Bergkamm dahinziehender Pfad. Ebenso schwierig ist es, die etwa 100 m 
hoch gelegenen Tempel auf der kleinen baumbewachsenen Insel, genannt: ‚Kleine 
Waiseninsel“, im Yangtsekiang (Abb. 85), die wie Schwalbennester an kleinen 
Vorsprüngen des steilen Felsens im Bambusgebüsch angebaut sind, zu erklimmen. 
Die Mönche haben seit jeher derartig auffallende Naturstätten als Sitz der Tempel 
geliebt. Manche Tempel sind in die Felsen eingemeißelt oder haben ihren Zugang 
durch Felsentunnel und Treppen im Innern (vgl. Bd. I, Abb. 90—92). 
1) Felsenrelief bei Kuan-yüan-hsien in Szechuan und Felsentempel im Gebirge 
-Mien-shan in Shansi, abgebildet bei Boerschmann, Architektur- und Kulturstudien in 
China, Zeitschrift f. Ethnologie 1910, Heft 3 und 4. — ‚Jones, Korea’s Colossal image of 
Buddha. — Vergl. Bd. I, Abb. 93. 
 
	        
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