Entstehung des Lichts.
XLI.
Lehre vom Licht.
Bearbeitet von Dr. H. Kayser, Professor an der technischen Hochschule zu Hannover
und Dr. 0. Lummer, Assistent am Physikalischen Institut der Universität Berlin.
Litteratu®
Beer. Einleitung in die höhere Optik; Braunschweig, Vieweg, 1853. - Billet. - ZTraite
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Dioptrische Instrumente; deutsch von Lippich: Leipzig, Quandt & Händel, 1879. — Helmholtz.
Physiologische Optik. Verdet. Vorlesungen über die Wellentheorie des Lichts; deutsch von
Exner, Braunschweig, Vieweg, 1881. Eder. Handbuch der Photographie; Halle, Knapp, 1882.
Helmholtz. Wissenschaftliche Abhandlungen; Leipzig, Barth, 1883. Kayser. Lehrbuch
ler Spektralanalyse: Berlin, Springer, 1833.
Ferner die Lehrbücher der Physik, z. B. von: Mousson, M üller-Pouillet-Pfaundler,
Wüllrer.
I. Entstehung des Lichts.
In frühern Jahrhunderten galt über das Wesen des Lichts die Annahme, dass
dasselbe materiell sei: man nahm einen Lichtstoff an, ebenso wie einen Wärme-
stoff. Die leuchtenden Körper sollten diesen in unendlich feiner Vertheilung
befindlichen und unwägbaren Stoff aussenden, der sich mit grosser Geschwindigkeit
oeradlinig verbreite, die durchsichtigen Körper durchdringe und durch den Stoss
auf die Augennerven die Empfindung des Lichts hervor bringe.
Diese Theorie, bekannt unter dem Namen der Emissions-Theorie, fand
ihre grösste Ausbildung und Vertheidigung durch Newton (1642 -1727), der doch
selbst durch seine optischen Untersuchungen den Umsturz eben dieser Theorie hervor
rief. Newton untersuchte nämlich zuerst Erscheinungen genauer, bei denen Licht
zu Licht gefüet Dunkelheit hervor bringt, wo also das Licht durch Licht ver-
nichtet wird.
Nun ist aber Materie unzerstörbar, ewig; durch Hinzufügung von Materie
zu Materie kann man niemals Nichts erhalten. Dagegen wissen wir, dass Be-
weeuneen und Geschwindigkeiten entstehen und vergehen, dass speziell zwei
gleich grosse aber entgegengesetzt gerichtete Geschw. sich vernichten, ihre
Summe = 0 ist.
Der Engländer Young (1773 — 1829), der sich viel mit akustischen Phänomenen
beschäftigt hatte, und daher die T'hatsache kannte, dass zwei Schallwellen sich
ganz oder theilweise anfheben, interferiren können, stellte daher 1802 die
Hypothese auf, das Licht bestehe, wie der Schall, auch nur in Bewegung, und
zwar in einer Wellenbewegung. Man bezeichnet diese Theorie, welche schon früher
in unvollständiger Weise von Huyghens (1629 1695), eingeführt war, als die
Undulations-Theorie. In Analogie mit dem Schall nahm man longitudinale
Schwingungen an, was zur Erklärung aller damals bekannten Erscheinungen genügte.
Jede Bewegung braucht aber ein Substrat, einen Träger derselben. Da das
Licht auch durch die besten Vakua und durch den Weltraum geht, den man als
von wäebarer Materie frei ansieht, so wurde man zu der Annahme gezwungen,
dass dort eine unwägbare Substanz vorhanden sein müsse, die so fein zertheilt sei,