Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

   
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Gesichtsfeldes und ein möglichst grosses Sehfeld und Tiefe, d. h. Schärfe 
für verschiedene Entfernungen, besitzen. Diese Bedingungen sind nun nicht 
alle zugleich vollständig erfüllbar und man hat die Objektive verschieden konstruirt, 
je nach dem Zwecke, den sie erfüllen sollen. So giebt es Landschafts-Linsen, 
Portrait-Objektive etc., bei denen die eine oder andere Bedingung in den 
Vordergrund gestellt ist. Um bei kurzer Brennweite dennoch eine grosse Oeffnung 
des Objektivs und dadurch möglichst helle Bilder zu erzielen, wendet man allgemein 
ein System von 2 achromat. Linsen an, die bald mehr oder weniger von einander 
abstehen und zwischen welche verschiedene Blenden eingeschoben werden können. 
Der Erste, welcher ein solches „Portrait-Doppel-Objektiv“ berechnete, war Petzval 
in Wien, welcher es dem Optiker Voigtländer zur Ausführung gab. Durch das 
Petzval’sche oder Voigtländer’sche Objektiv wurde das Portrait-Photographiren 
eieentlich erst möglich gemacht. Bei diesem Objektiv ist alles dem Zwecke 
geopfert, ein starkes Strahlenbündel zu erhalten, das frei von sphärischer und 
chromatischer Aberration ist. Fig. 935 stellt ein Petzval’sches Objektiv dar. Es 
besteht aus einer dem Objekte zugekehrten plankonvexen achromat. Linse / und 
einer bikonvexen Kombination nn, bei welcher die Flintglaslinse »» in berechneter 
Entfernung von der Crowngelaslinse n steht. Bei 5 werden die ungleich grossen 
Blenden eingeschoben. 
Fig. 935. Fig. 936. 
  
   
Ein anderes von Steinheil in München konstruirtes Objektiv, Fig. 9836, 
„Aplanat“ genannt, giebt bei grosser Lichtstärke absolut »scharfe und korrekte 
Zeichnungen bis zum Rande und ist frei von Reflexlicht-Flecken. Der Aplanat ist 
zum Photographiren von Architekturen, Landschaften, Reproduktionen und 
Gruppen im Freien verwendbar; sein Gesichtsfeld-Winkel ist ca. 60%. Er besteht 
aus den beiden entgegengesetzt gekrümmten und angeordneten achromat. und nahe 
aplauat. Doppellinsen «, d und c, d, wobei 5 und c aus Crownglas, a und d aus 
Flintglas bestehen. 
Bei dem 1881 von Steinheil konstruirten „Antiplanat“, Fig. 957, so genannt, 
weil 2 Linsenpaare von grossen aber entgegengesetzten Fehlern in Bezug auf 
Kugelgestalt, Farbenzerstreuung etc. kombinirt sind, liegen die beiden Doppellinsen 
sehr nahe an einander. Der Antiplanat zeichnet sich durch ausserordentliche Tiefe 
und grosse Lichtstärke aus. 
Fig. 939. Fir: 940. Alle andern ausserdem kKkon- 
struirten und im Gebrauch befind- 
lichen Objektive auch nur anzu- 
führen fehlt ‘der Raum und ver- 
weisen wir dazu auf das treffliche 
— 9 Handbuch der Photographie (3. Heft) 
von Dr. Josef Maria Eder. 
Will man das reelle Bild, 
welches das Objektiv einer camera 
\ liefert, nachzeichnen, so giebt mau 
N\_..z letzterer gewöhnlich die aus Fig.938 
und Fig. 939 ersichtliche Ein- 
richtung. Darin ist / die Linse, s ein Spiegel und £ die matte Tafel. 
Einen ähnlichen Zweck verfolgen die camera lucida von Wollaston und 
die übrigen Zeichnungsapparate von Sömmering, Nobert und Nachet. Bei der 
camera lucida von Wollaston, Fig. 940, wird durch die eine Hälfte der Pupille pp 
das im Prisma /’ reflekt. Bild des Gegenstandes y gesehen, durch die andere 
Hälfte direkt das. Blatt Papier 5b, auf welchem das Bild sich projizirt. 
  
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