Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

   
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Physiologische Optik. 
weichungen ist die Technik der Natur bei weitem überlegen. Wiewohl durch die 
ellipsoidische Form der Hornhaut und die Dichtenabnahme der Linse nach dem 
Rande zu, auch die Brechung nach dem Rande zu schwächer ist, so wäre doch 
bei der eerineen Brennweite der 9mm im Durchm. grossen Linse die sphär. 
Abweichung eine sehr beträchtliche, wenn nicht bei sehr divergenten Strahlen die 
Pupille verengt werden könnte. 
Was die Chromasie des Auges anlangt, so ist diese so gross, dass ein für rothes 
Licht auf © eingestelltes Ause im violetten Licht nur eine Sehweite von 0,7 m hat. 
Neben diesen Fehlern weist das Auge einen noch grössern auf, der bei guten 
Instrumenten eanz vermieden werden kann, nämlich den Astigmatismus. Darunter 
versteht man die Abweichung der Hornhaut von der Kugelgestalt und die schlechte 
Zentrirung derselben mit der Kristalllinse. Die Folge davon ist, dass die durch 
die Augenaxe gelegten Meridianebenen des Augenobjektivs verschiedene . Brenn- 
weiten haben. Gewöhnlich kommt dem Horizontalschnitt die kleinste, dem Vertikal- 
schnitt die erösste Brennweite zu, so dass eine horizontale Linie in grösserer Ent- 
fernune deutlicher gesehen wird, als eine vertikale. Macht sich der Astigmatismus 
unangenehm bemerkbar, so korrigirt man ihn mittels zylindrischer Brillengläser. 
Denn stellt man die Axe der zylindr. Fläche parallel dem vertikalen Meridian- 
Schnitt grösster Brennweite, so sieht man horizontale Linien wie durch eine plan- 
parallele Platte, während die von vertikalen Linien kommenden Strahlenbüschel 
konvergenter gemacht werden, so dass bei passender Wahl des Glases alle Meridian- 
schnitte dieselbe kürzeste Brennweite erhalten, wie der Horizontalschnitt. 
Schliesslich sei noch erwähnt, dass die aus faserigeem Gewebe bestehende 
Kristalllinse sowohl diffuses Licht aussendet, als auch bei blauem Licht die 
Erscheinung der Fluoressenz zeigt; ferner dass die in ihr enthaltenen Faserzüge 
und Trübungen durch ihre Schatten die sogen. entoptischen Objekte hervor 
rufen. Man sieht dieselben, indem man durch eine feine Oeffnung zum hellen 
Himmel aufblickt. Dann treten gleichzeitig bewegliche dunkle Pünktchen im Gesichts- 
felde auf, flieeende Mücken eenannt, welche verursacht werden durch die Schatten 
der im Glaskörper schwimmenden Fäserchen. 
€. Der Augenspiegel. 
Erst durch v. Helmholtz Erfindung des Augenspiegels war es möglich, 
die intraokularen Theile des lebenden Auges zu untersuchen. Blickt man durch 
die Pupille ins Innere eines beleuchteten Auges, so sieht man weiter 
nichts als den schwarzen Aueenhintererund, als ob gar kein Licht 
IRTEN, von letzterm reflekt. würde. Dass es aber dennoch der Fall ist, 
\ erkennt man, wenn man das Auge irgend wie in den Gang der 
| T:.\ möelichen austretenden Strahlen brinet. Da nun alle vom Licht in 
Ne. le das Auge eintretenden Strahlen, wenn überhaupt, auf ganz dem- 
4 selben Wege austreten, so brachte v. Helmholtz eine Glasplatte g, 
Fie. 1018, in den Gange der von L kommenden Strahlen, so dass 
jetzt die austretenden Strahlen durch g nach dem beobachtenden 
Auce A velansen konnten. In der That sieht man 
SE so die beleuchtete Netzhaut, von der man mittels 
zwischen gg und A gesetzter Linsen ein vergrössertes 
virtuelles Bild entwerfen kann. Auf die zu ver- 
schiedenen Zwecken konstruirten Augenspiegel und die ver- 
schiedenen Methoden vom Ausenhintererund ein Bild zu erzeugen, 
V ist hier nicht einzugehen. 
  
A n. Die Gesichts - Empfindung. 
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Wenn wir bisher gesehen, dass alle von einem leuchtenden Punkte ausgehenden 
Strahlen im Auge in einem Punkte der Netzhaut vereinigt werden und daselbst nur 
einiee Nervenfasern, nicht aber deren Nachbarn in Erregung versetzen, so ist 
damit noch keineswegs erklärt, in wiefern wir das Licht empfinden und die 
äussern Dinee wahrnehmen. Denn wiewohl von letztern ein Bild auf der Netzhaut 
hervor eerufen wird, so verstehen wir nicht, dieses Bild gleichsam abzulesen, 
sondern die von den Lichtstrahlen getroffenen Nerven pflanzen diesen Zustand 
ler Erreeune oder Reizung bis zum Gehirn fort, wo wir dieselben mit einander 
  
  
  
  
  
 
	        
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