Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

  
  
   
    
  
   
  
   
   
   
   
    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
   
    
    
      
  
     
   
  
   
  
   
   
   
   
    
   
   
   
    
Geschichtl. Ueberblick d. Erfind. u. Entwickel. d. Lichtpaus-Verfahren. 1065 
War auch durch die Fixirung der Lichtpausen ein bedeutender Fortschritt 
erzielt. so blieb zunächst noch der grosse Uebelstand bestehen, dass die präparirten 
Papiere die Kopirpapiere keine Haltbarkeit besassen, daher stets frisch 
möglichst noch am Tage der Präparirung benutzt werden mussten. Dieser 
Maneel hinderte lange, dass das Lichtpaus-Verfahren eine durchschlagende praktische 
Bedeutung und Verwerthung erlangte. Darin ist erst seit 1870 Wandel geschaffen, 
seit welcher Zeit man im Stande ist, lichtempfindliches Papier herzustellen, welches 
seine Brauchbarkeit für eine längere Zeit bewahrt. 
A. Ost in Wien fand zuerst in dem Zusatz von Citronensäure zu dem 
Silberbade ein Mittel. um ein längere Zeit haltbares gesilbertes Papier zu erzielen. 
Die heute unter dem Namen „Lichtpaus-Papiere“ im Handel befindlichen gesilberten 
Papiere sind mehr oder weniger dem Öst’schen ähnlich. 
Weitere Rezepte zur Präparirung von haltbaren Chlorsilber-Papieren wurden 
von Fritz Hauck. Dr. van Monckhoven, Dr. A. Trapp, W.M. Ashmann, 
Dr. F. Stolze und in neuester Zeit von Capt. W. de Abney gegeben. Abney’s 
Rezept verdient den Vorzug vor allen ähnlichen. 
Seit 1871 ist das Lichtpaus- Verfahren zu allgemeinerer Anwendung gelangt. 
In der ersten Zeit wurden vornehmlich Kopien auf Chlorsilber-Papier gefertigt; 
da aber dies Verfahren der vielen, mit peinlichster Sauberkeit und Akkuratesse 
auszuführenden Manipulationen wegen umständlich, andererseits auch der theuren 
Silbersalze wegen zu kostspielig erschien, fühlten sich Fachleute angeregt, einfachere 
und billigere Verfahren zu schaffen. 
Das zunächst bekannt gewordene war das Eisen-Blauverfahren mit Eisen- 
salzen: die „Öyanotypie“. Döbbereiner hatte bereits 1831, allerdings an 
wässerieen Lösungen (nicht auf Papier), beobachtet, dass eine Auflösung von 
oxalsaurem Eisenoxyd (Ferrid-Oxalat) besonders bei Ueberschuss von Oxalsäure 
durch Belichtung unter Entwickelung und Entweichung von Kohlensäure in unlös- 
liches oxalsaures Eisenoxydul (Ferro-Oxalat) übergeführt werde. Diese 
Wirkune des Lichts auf oxalsaure Eisenoxyd-Salze wurde später weiter studirt von 
Emerson J. Reynolds, welcher konstatirte, dass die Doppelsalze, z. B. oxal- 
saures Fisenoxyd-Ammoniak die angegebene Reaktion schneller und deutlicher zeigen. 
Im Jahre 1840 fand Sir John Herschel, dass allgemein Eisenoxyd- 
Salze in Verbindung mit organischen Stoffen (auch mit organischen Säuren, z. B. 
Oxalsäure, Citronensäure etc.) durch Lichteinwirkung zu Eisenoxydul-Salzen reduzirt 
werden, und 1840 1842 wurde von ihm, unter Anwendung des zitronensauren 
Fisenoxyd-Ammoniak’s die erste Kopie mit Eisensalzen auf ’apier erzielt. 
Herschel präparirte Papier mit einer wässerigen 10proz. Auflösung dieses Eisen- 
oxyd-Salzes, belichtete unter einer Zeichnung und tauchte dann die Kopie in eine 
schwache Auflösung von neutralem Goldchlorid, wobei sich an den belichteten 
Stellen Eisenoxydul und das Gold in Form feinen Pulvers metallisch abschied und 
so nach erfoletem Auswaschen eine weisse Zeichnung auf purpurfarbigem 
Golderunde entstand. Herschel nannte diesen Prozess „Uhrysotyp- oder 
Aurotyp-Prozess.“ Andererseits tauchte Herschel eben solche Kopien in eine 
1Oproz. Auflösung von Ferrid-Cyankalium (rothes Blutlaugensalz) und erhielt so 
Kopien in weisser Zeichnung auf blauem Grunde: die oben genannten 
Cyanotypien. Bei beiden Verfahrungs- Arten genügte zum Fixiren der Kopie das 
\uswaschen derselben in Wasser. 
Während bei der Aurotypie die Purpurfarbe aus fein vertheiltem metallischen 
Golde besteht. ergiebt sich bei der Cyanotypie die blaue Farbe als ein dem 
Berlinerblau ähnlicher Niederschlag von Turnbullsblau. Dieses entsteht 
durch Fällung von Eisenoxydul-Salzen mit rothem Blutlaugensalz, während 
Berlinerblau entsteht wenn Eisenoxyd-Salze mit gelbem Blutlaugensalz 
gefällt werden. 
Turnbullsblau ist bedeutend lichtbeständiger als Berlinerblau, welch letzteres 
m Lichte stark ausbleicht. Zur Entwicklung und Färbung der Kopien mit 
Fisensalzen ist das rothe Blutlaugen-Salz auch vorzuziehen, weil es das am 
intensivsten eefärbte Blau liefert. Der chemische Vorgang ist kurz der 
foleende: 
Werden Eisenoxyd-Salze belichtet, so findet an den belichteten Stellen eine 
Reduktion zu Eisenoxydul-Salzen statt, während die eeren die Wirkung des 
i 
  
  
2 
Be 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.