1102 Die Lichtpaus-Verfahren.
Dabei erhält man ein lichtempfindliches Kopirpapier von gelber bis schwefel-
selber Farbe, welches bei der Belichtung seine selbe Farbe vollständie verliert
und fast rein weiss eebleicht wird.
Belichtet man das vollständig trockne Papier unter einer dünnen, trans-
parenten Zeichnung etc. im Kopirrahm, bei einer solchen Einlegung, dass die Kopie
in positiver Lage erscheint, so lange bis der Grundton des Papiers vollständig
rein weiss ausgebleicht ist und die Zeichnung deutlich positiv, gelb auf
weissem Grunde, erscheint, so hat man eine Zeichnung, bestehend aus eelbem
Eisenchlorid (Oxyd) auf einem mit fast farblosen Eisenchlorür (Oxydul)
belesten Grunde.
Taucht man dann diese als lichtreif aus dem Kopirrahm genommene Kopie
im Halbdunkel oder auch im Dunkelraum in eine in einer flachen Guttapercha
schale befindliche Lösung von: 10 8 Gallussäure aufgelöst in 100 ecm Alkohol und
mit 1000 8 Wasser verdünnt, oder auch einfach in eine kalt zesättiete Lösung
von Gallussäure in Wasser (ohne Alkohol), unter Vermeidune der Bilduno
von Luftblasen, rasch und eleichmässie ein, so bildet sich in wenigen Minuten die
Zeichnung in violetter bis tief schwarzer Gallustinte, während der Grund
ton des Blattes fast ear keine Färbung annimmt. Wird schliesslich das Blatt
in einer Zinkschale in reinem Wasser am besten in Regenwasser reichlich
ausgespült und dann getrocknet. so erhält man eine luft- und lichtbestän
dige Kopie in schwarzer Gallustinten-Farbe auf weissem oter doch
hellem Grunde.
Die mit der Poitevin’schen Präparir-Lösung erzielten Kopien sind etwas grobeı
Natur, zeigen die Zeichnungs-Linien meist zerflossen und anstatt auf der Papier-
oberfläche in der Papierschicht liegend. Auch ist die Auswahl eines
geeigneten, sehr schwer zu beschaffenden Rohpapiers, wie die gleichmässige nur an
der Oberfläche liegende Präparation desselben von besonderer Wichtigkeit. Diese,
der alleemeinen Einführung des billisen und einfachen Verfahrens hinderlichen
Momente zu beseitigen sind seit Jahren viele Experimentatoren bemüht gewesen
Der Erste, der dasselbe für die Praxis ziemlich „eeienet machte, waı
A. Colas in Neuilly, welcher ad No. 12607 (Juli 1850) ein Patent für das
Deutsche Reich auf seine Verbesserung des Poitevinsschen Tintenbilder
Verfahrens erhielt:*) Gesenstand des Patents waren im wesentlichen: 1. eine
verbesserte Präparir-Lösung, 2. eine Maschine zur mechanischen und gleichmässigen
Auftragung der Präparir-Lösung und 3. eine Vorrichtung zur Aufbewahrung des
präparirten Papiers. Die Colas’sche Präparir-Lösung besteht aus: 108 schwefel
saurem Eisenoxyd, 20 «cm flüssigem Eisenchlorid (oder 20 s festem do.), 10 s Gelatine,
10 s Weinsteinsäure und 300 «cm destillirtem Wasser.
Nach Bekanntwerden der Colas’schen Verbesserung fand man aber bald ver-
schiedene Mängel sowohl der Präparations-Maschine als der Präparirlösung. Die
Maschine wurde von A. Bertsch 1881 verbessert und zur Patent-Anmeldung im
deutschen Reiche gebracht. Bezüglich der ungleich wichtigern Präpariı
lösung gelang-es nach vielen Versuchen dann dem Ingen. J. Kolk in Berlin durch
Verbesserung der Präparirlösung und des Färbungspulvers jene auf die höchste Stufe
der Vollkommenheit zu bringen. Das nach dieser Modifikation von dem Verfasser prä-
parirte, und in den Handel gebrachte Papier ist von durchaus gleichmässiger Beschaffen
heit und die Präparations-Masse liegt nur an der Oberfläche eines für das Verfahren
durchaus geeigneten Rohpapiers. Ferner ist das Papier ohne besondere Vor-
richtung, wenn nur gegen Licht und Feuchtigkeit aufbewahrt, längere Zeit, selbst
Monate lane, haltbar und liefert bei eenauer Beachtung der oben zegebenen
Gebrauchs-Anweisung und Benutzung guter, für Lichtpaus-Zwecke geeignet angefer
tieter Originalpausen, durchaus tadellose Kopien
Hier seien noch einige praktische Andeutungen zu dem Verfahren mitgetheilt:
l. Um die Belichtung und die Lichtreife des schwach gelb gefärbten Papiers
besser überwachen und beurtheilen zu können, füge man der Präparirlösung bei
Selbstpräparation des Papiers ein wenig Schwefeleyan-Ammonium (Rhodan
Ammonium) hinzu, wonach das Papier eine orangerothe Färbung erhält und die
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